Donnerstag, 21. Juni 2007

Glückliche Chemie

Weltweit sind etwa 1.400 Wirkstoffe als Pflanzenschutzmittel im Einsatz. Die Folgen für Umwelt, Gewässer und die Gesundheit der Menschen werden gerne verharmlost.

Im Bananananbau in Costa Rica zum Beispiel liegt der Pestizverbrauch mit 40kg/ha zehnmal höher als in Deutschland - darunter mehrere Pestizide des sogenannten "Dreckigen Dutzends"(Quelle Banafair).

Die Art und Weise wie Spritzmittel ausgebracht werden ist noch ein ganz anders Thema. Bauern die Schutzkleidung, Handschuhe oder Mundschutz benutzen habe ich bei meinen Überlandfahrten noch nie gesehen. In der Regel tragen sie Sandalen, kurze Hose und ein T-Shirt. Bei Gesprächen mit den Bauern kommen lachende antworten wie : "No pasa nada, somos acostrumbados al veneno" (Da passiert schon nichts, wir sind an das Gift gewöhnt).

Die Chemieindustrie tut auch hier ihr bestes um die Risiken zu verniedlicht und klein zu machen, auch wenn die gesundheitlichen Folgen inzwischen in vielen Studien nachgewiesen worden sind. Dazu gehören insbesondere bei den Anwendern in Entwicklungsländern: Hautausschläge, Unfruchtbarkeit und Krebs. Vieles ist aber auch noch ungewiss zum Beispiel die Wechselwirkungen zwischen Stoffen. Und wie hoch ist das Risiko für die Verbraucher, die rückstandsbelastetes Obst und Gemüse essen? Was ist mit dem Einsatz unerlaubter Mittel - nur ein Problem in Lateinamerika? Selbst die Pflanzenschutzkontrolle der Bundesländer in Deutschland stellte bei Betriebsinspektionen 2004 fest, dass in rund 4% der kontrollierten Betriebe UNZULÄSSIGE Pestizide eingesetzt wurden.

Für DDT, welches heute unbestritten eines der gefährlichsten Spritzmittel war, wurde in den 70-er Jahren so geworben:

Aber auch heute wird immer noch mit netten Bilder auf den Mauern der Geschäfte für den Einsatz von Chemie in der Landwirtschaft geworben:


Dieses Schild mit dem glücklichen Bauern und seiner Spritze verspricht "Bessere Produkte für deine Ernte".

Ein wirklich schönes Bild mit Kuh, Lama und Schaf - ganz idylllisch.


Wenn ich das alles so sehe bin ich froh, dass ich im ökologischen Landbau arbeite, der auch ohne Chemiekeule auskommt und dazu beitragen soll die Lebensbedingungen der Bauern zu verbessern. Einer meiner Kollegen hat es bei einer Versammlung mit den Bauern gut formuliert: "Ökolandbau ist für intelligente Menschen wie Euch, denn Ökolandbau arbeitet nicht mit fertigen Paketlösungen". Genau, die Problem-Standard-Paketlösung gibt es nicht - zugegebener Maßen manchmal ist das lästig, aber wenn ich mir die Folgen anschaue, wenn ich die Bauern hier sehe die ohne Schutzkleidung spritzen und nicht nur die Umwelt verschmutzen sondern zu allererst sich selbst eine Schaden zu fügen bin ich davon überzeugt, dass es sich lohnt einen anderen Weg zu suchen. Denn die Kleinbauern und Plantagenarbeiter sind nicht diejenigen die bei 40kh/ha Pestiziden reich werden.

Und noch ein TIPP: Die Werbung auf Mauer ist hier sehr verbreitet. Wer mehr von sprechenden Mauern lesen möchte sei auf Susannes Blog verwiesen.

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