Sonntag, 26. April 2009

Unglück

Vor über einer Woche ist die Familie von Jorge dem Tod entkommen. Als die Familie schlief, ist ihr Haus mit all ihrem Hab und Gut niedergebrannt. Seine Nichte hat schwere Brandverletzungen erlitten.

Sie haben zu siebt in seinem Haus gelebt. Er, seine Frau mit drei Töchtern und eine Schwester mit ihrer Tochter. Seine Frau und Töchter konnten gerade noch dem Feuer entkommen, aber seine 14-jährige Nichte Katy hat schwere Brandverletzungen erlitten. Alle sind mit einem Schlag obdachlos. Wofür Jorge ein Leben lang hart und fleißig gearbeitet hat, ist verloren.

Jorge, ist seit 20 Jahren der Nachtwächter im Haus von Freunden. Als Jorges Frau morgens um 4.00 Uhr angerufen hat, hat er bis zur Ablösung morgens gewartet. Erst dann ist er nach Hause gefahren. Jorge ist nicht aus pflichtbewusst geblieben. Er hatte schlichtweg Angst, wenn er geht, seinen Job nach 20 Jahren zu verlieren. Ein Mensch der 20 Jahre jeden Tag seine treuen Dienste für alle Menschen in diesem Hochhaus leistet, zudem pünktlich, hilfsbereit und ehrlich ist, hat bei so einem Schicksalsschlag Angst um seinen Arbeitsplatz? Das ist bedrückend und zeigt das starke Abhängigkeitsverhältnis dieser einfachen Angestellten.

Brandstiftung
Die Familie geht davon aus das es sich um Brandstiftung handelt. Seine Ehefrau war unbequem geworden, sie hatte in der Gemeinde Verantwortung übernommen und Geld verwaltet. Vielen war es lästig, dass sie Belege für alles Geld haben wollte. Die Vorgängerin wurde auch schon bedroht, trotzdem hat seine Frau diese Aufgabe übernommen. Jorge will das nicht laut sagen, weil er Angst hat, dass sie dann bedroht werden. Natürlich ist von Feuer-Versicherung keine Spur, in einem Land wie Peru.

Hilfe
Elgin, die eine der Bewohnerinnen des Hauses ist, versucht nun seit einer Woche Unterstützung für die Familie aufzutreiben. Nicht nur finanziell, sondern auch wenn es um die medizinische Versorgung von Katy geht, denn zuerst wurde die Kleine im Spezialkrankenhaus für Brandverletzungen abgewiesen. Sie ist nun außer Lebensgefahr aber sie wird Haut-Transplantationen brauchen, wenn der verkohlte Arm wieder gesund werden soll. Die Hausmädchen haben auch schon eine Spendenaktion gemacht, die zwar keine riesen Summe eingebracht hat, da sie selber kaum etwas verdienen, aber die Solidarität hat Jorge schon wieder ein bisschen aufgebaut.

Spende
Diese Menschen haben keine Versicherung und auch kein Netzwerk an Menschen die ihnen etwas leihen können. Hilfswerke spenden nicht für Einzelfälle, das ist nicht nachhaltig. Ein Spende kann dieser Familie aber wieder ein Dach über den Kopf geben, kann Katy eine Hauttransplantation ermöglichen und den drei Töchtern ihre Schul- und Ausbildung fort zu setzen, damit sie einmal ein besseres Leben führen können.

Wer mithelfen kann und möchte diese Familie zu unterstützen, kann auf mein Konto jeglichen Betrag spenden. Ich werde das Geld persönlich an diese Menschen weiter geben und Euch auch berichten wie es mit Jorge und seiner Familie weiter geht.

DKB - Deutsche Kreditbank Berlin
BLZ 120 300 00
Kontonummer 16141384


Herzlichen Dank!!!

Samstag, 18. April 2009

Kurz vor dem Durchbruch

"Peru ist eine Möhre und wir der Esel". So hörte ich es gestern von zwei jungen Forschern, die seit drei Jahren in Peru leben.

Sie sagen Peru bietet soviele Möglichkeiten und man hat immer das Gefühl kurz vor dem Durchbruch zu stehen; immer wieder. Nur leider zerplatzt in letzter Minute dann doch immer der Durchbruch. Also gut, auf zum nächsten Durchbruch der ja schon ganz in der Nähe ist also schon in Sichtweite. Bis auch dieser zerplatzt und wieder geht es auf zum nächsten Durchbruch immer mit dem Geruch des baldigen Erfolges in der Nase.

Ich konnte mich sofort mit diesem Bild anfreunden. Es ist ein Land im Aufbruch, ein reiches Land an Kultur, Bodenschätzen, Menschen und manchmal hat man tatsächlich das Gefühl, dass das ganze Land kurz vor dem Durchbruch steht. Und warum zerplatzen soviele gute Projekte? Warum ist der Durchbruch immer so weit weg? Das bleibt das Geheimnis dieses Landes. Nur ihr Optimismus ist nicht zu bremsen: "No se preocupen - hay siempre solución" (Machen Sie sich keine Sorgen - es gibt immer eine Lösung).

Donnerstag, 16. April 2009

Strandsaison

Ab Weihnachten beginnt die Strandsaison in Lima. An den Wochenenden ist es dann in Lima ruhig. Die Limeños machen sich jedes Wochenende auf zum Strand. Manche Familien verbringen auch die ganze Sommerzeit im Strandhaus und pendeln nach Lima zum arbeiten und für die Schule.

Wer sich kein Strandhaus leisten kann fährt am Wochenende in Lima zum Strand entweder direkt in der Stadt nach "Barranco" wo man wie die Ölsardinen an einander liegen, die Kochtöpfe mit essen mit gebracht werden oder an die etwas nobleren Strände wie "Silencio" an denen man seine Ceviche direkt an seinen Strandplatz serviert bekommt.

Über Ostern mache auch ich mich mit ein paar Freunden auf ins Strandhaus. 10 Leuten haben dieses Haus für die ganze Saison gemietet. Ich habe das Glück es am letzten Wochenende der Saison auch mit genießen zu dürfen. Man fährt knapp 45 Minuten aus Lima raus, auf einem Highway der in der Sommersaison rechts und links zugepflastert ist mit Werbeplakaten in unvorstellbarer Größe, Formen und Scheußlichkeit.

Nach einer Hühnerfarm mitten in diesem sandigen Wüstengebiet, biegen wir ab in die Residencia. Die Wächter begrüßen uns sehr freundlich. Und auf einmal tauchen wir ein in eine ganz andere Welt: grün, ruhig, geordnet, schön und sicher. Die Architektur der Häuser mit viel Glas und Holz, alles hell und freundlich. Die Kinder spielen auf den Wegen, die Häuser sind alle offen, keiner schließt hier ab, keiner verriegelt hier seine Tür.

Aber da ist wie immer noch die andere Seite. Die Sicherheit gibt es nur weil ein großer Zaun und die Wächter hier sind. So geordnet ist es, weil ein "Wächter" auch darüber wachen ob jemand mal wieder seine Handtücher über die Veranda zum trocknen gehangen hat. Das ist verboten, weil es das einheitliche schöne Bild stört. Immer schön den Schein waren. Dann die Hausangestellten die wie auch am Strand "Asia" tagsüber nicht baden dürfen. Das ist mal wieder die Seite der Diskrimination.

Diese Gegensätze lassen sich wohl nicht so leicht aufheben. Es waren ein paar schöne Tage. Wir haben gelesen, gelacht, gegessen, sind am Strand spazieren gegangen nur diese Diskrimination geht mir nicht so richtig aus dem Sinn. Hier ein paar Bildeindrücke von der Idylle:


Strandresidencias in der Nähe von Chilca


In der Hängematte liegend hat man zur rechten Berge, zur linken das Meer


Wellengang


Da die Strandsaison zu Ende ist wird noch einmal kräftig Werbung gemacht - auch per Flugzeug. In diesem Fall für die Reiseagentur im Supermarkt Wong.


Auch der Osterhase hat eine Runde im Ferienparadies gedreht.

Dienstag, 14. April 2009

Fruchtiger Sprachmix - Surtido peruano

"Möhren" sind Langeweiler, "Ananasse" Menschen die nie Glück haben und ein einfaches Examen ist "Papaya". Alles klar?

Hier eine kleine Auswahl aus der nicht nur fruchtigen, sondern auch gemüsig-landwirtschaftlichen Sprache der Peruaner. Sozusagen ein "Surtido" (Surtido heißt "Auswahl" und wird in der Regel für einen Saftmix
-jugo surtido- verwendet):

Fresa / Erdbeeren
De frente, derecho / Después de esa avenida, sigues “de fresa” hasta la casa verde.
Geradeaus / Nach dieser avenida, folgst du der Straße „de fresa“ (geradeaus) bis zum grünen Haus.

Mango / Mango - Tener la sartén por el mango
Relativo al dinero. Me quedo sin un mango en el bolsillo por ir al concierto.
"Synonym" für Geld / Ich habe nicht mehr eine “Mango” in der Tasche um auf das Konzert zu gehen.

Und was hat jetzt die Pfanne (sartén) mit der Mango zu tun? "Tener la sartén por el mango".
Das bedeutet am längeren Hebel sitzen. El Mango bedeutet nämlich eigentlich "Stiel", in diesem Fall wohl eher Pfannenstiel.


Manzana / Apfel
So heißt hier ein Häuserblock (eher argentinischer Ausdruckebracht der von den Spaniern mitgebracht wurde), der in der Regel 100x100m misst. "Manzana" ist aber auch ein Flächenmaß in Centroamerica: 1 manzana = 7000m². Der "manzana de la discordia" hingegen ist der Zankapfel.

Palta / Avocado - No te hagas paltas
Palta ist ein Word das aus der Quechua-Sprache kommt und in Peru für Avocado benutzt wird (spanish eigentlich = aguacuate).

Vergüenza - Se me rompió el pantalón en el baile. -¡Qué palta!
Peinlich – Ich habe mir beim Tanzen die Hose kaputt gerissen. Wie peinlich!

“Hacerse paltas”, hingegen bedeutet die Dinge zu verkomplizieren oder sich seine eigenen (unnötigen) Probleme machen. "No te hagas paltas" wird benutzt für: Mensch, mach dir mal keine Probleme.

Paja / Stroh
Bueno, bonito, excelente / Quiero comprarme un pantalón paja.
Gut, toll, ausgezeichnet / Ich möchte mir gerne eine „paja“ (tolle) Hose kaufen.

Papaya / Papaya
Fácil, sin dificultad / El examen estaba papaya para todos.
Einfach, ohne Schwierigkeiten / Das Examan war “Papaya” (einfach) für alle.

Piña / Ananas
Se les llama así en el Perú a quienes no tienen suerte. Que piña!
Piña wird wiederum für Menschen ohne Glück benutzt. Que piña! = Pech gehabt!

Sapo / Frosch
Individuo listo, alerta / Walter es bien sapo, siempre consigue que las chicas paguen su entrada.
Cléver / Walter ist ein „Frosch“, immer schafft er es, dass die Mädels seinen Eintritt zahlen.

Yuca / Yuca oder Maniok
Difícil, poco probable / Está yuca sacarse el premio son muchos participantes.
Schwierig, wenig wahrscheinlich / Es ist “Yuca" den Preis zu gewinnen, denn es gibt viele Teilnehmer.

Zanahoria / Möhre
Sin vicios, cándido = Pablo no fuma, ni toma y siempre se va temprano. Es una zanahoria.
Ohne Laster, arglos = Pablo raucht nicht, trinkt nicht und geht immer früh nach Hause – Er ist ein „Möhre“.

Weiteren - nicht nur fruchtigen - "Jerga" (Slang) gibt es auch unter http://www.elbuscapersonas.com.pe/jergas/jergasperuanas10.htm

Mittwoch, 8. April 2009

Und es wurde Recht gesprochen

Dienstag 07.04.2009, 9.00. Unser ganzes Büro sitzt gespannt vor dem Fernseher. Drei Stunden lang haben wir der Urteilsverkündigung des Ex-Präsidenten Fujimori zugehört.

Der frühere Staatschef (Amtszeit 1990-2000) wurde in einem Mordprozess in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen und zu 25 Jahren Haft verurteilt. Das Gericht, das 16 Monate lang verhandelte, hat Fujimori einstimmig für folgende Taten zur Rechenschaft gezogen:
  • Die Entführung eines Journalisten und eines Unternehmers. Beide wurden vom Geheimdienst festgehalten und gefoltert.
  • Die Ermordung von 15 Menschen während einer Feier im Jahr 1991 als mutmaßliche Terrorristen.
  • Die Ermordung oppositioneller Studenten und Professoren im Jahr 1992.
Nichts desto trotz spaltet Fujimori das Land. Zahlreiche „Fujimoristas“ haben gestern gegen das Urteil demonstriert, an der Spitze seine Tochter Keiko Fujimori die sich 2011 als Präsidentin zur Wahl stellen wird.

Die Einen sagen Fujimori hat uns den Frieden gebracht, da er den Anführer des Sendero Luminoso Abimael Guzmán gefangen genommen, sowie die Hyperinflation aus der ersten Amtszeit Alan Garcias bekämpft hat. Außerdem hat er vor allem Schulen und Straßen in abgelegenen Regionen gebaut. Die Anderen sagen er ist ein Diktator, er entließ ihm missgünstige Richter, verfolgte kritische Journalisten, sterilisierte Frauen in den Anden zur Regulation der Nachkommenschaft ohne ihr Wissen und war im höchsten Maße korrupt.

Hat Fujimori eine Chance mit der angekündigten Berufung? Und wie lange wird er wirklich sitzen? Tatsächlich 25 Jahre? Was passiert wenn seine Tochter 2011 Präsidentin wird? Was passiert wenn Fujimori Alan Garcia, den jetzigen Präsidenten, mit seinem Wissen über die Taten Garcias während der Zeit des "Leuchtenden Pfandes" (der Zeit der ersten Präsidentschaft Garcias), unter Druck setzt?

All das wird diskutiert. Und es ist sicher, dass noch mehr Prozesse folgen werden, denn Fujimori wird Berufung einlegen und es stehen zwei weitere neue Prozeße wegen Korruption aus. Wichtig ist zunächst das Urteil als historisches Ereignis. Die Angehörigen der ermordeten haben mit dem Urteil auch das erste Mal bestätigt bekommen, dass die Opfer keine Terroristen waren. Sie haben das erste Mal das Gefühl es ist Recht gesprochen worden. Dafür haben sie 17 Jahre gekämpft und haben nicht nur für sich und die Opfer Recht erkämpft, sondern auch das Recht auf Demokratie für die peruanischen Gesellschaft.

Und auch das wir dies im Büro zum Anlaß nehmen gemeinsam Ceviche zu essen, ist ein Zeichen dafür, dass dies ein ganz besonderer Tag für die Peruaner ist. Viva la democracia!

Samstag, 4. April 2009

Flaschenrecyling

Wie viele Flaschen ich wohl schon in meinem Peru-Leben in den Müll geschmissen haben? Es sind unzählige und im Zweifelsfall mehr als ich in meinem Deutschland-Leben bisher verbraucht habe.

In Deutschland kaufe ich zum trinken Wasser in Glasflaschen und zum Teekochen nehme ich Leitungswasser. Hier kommt sowohl mein Trink-als auch Kochwasser aus der Flasche. Denn obwohl das Wasser hier sehr stark gechlort ist habe ich kein besonders großes Vertrauen in das Leitungswasser. Was da wohl noch so an Schwermetallen aus der ganzen Minenproduktion unsichtbar mitschwimmt? Und die ganzen Bakterien die meinem Magen eh schon zu schaffen machen?

Also gehe ich leider auf Nummer sicher und trinke nur Wasser aus der Flasche. Während meine Flaschen nur manchmal wieder nachgefüllt werden, landen die meisten im Mülleimer. Die Peruaner sind hingegen viel einfallsreicher und verwenden die Flaschen sehr gerne als Blumentopf, Wasserleitungen, Vogeltränke etc. Hier ein kleiner Überblick über Recylingmöglichkeiten einer Plastikflasche:

Hier sind mehrere Flaschen als Leitung zusammengebaut.
Diese werden auf dem Land gerne als Wasserleitungen benutzt.


Der Klassiker auf dem Dach um die Metallgestänge
an den halbfertigen Häusern vor Regen und Korrosion zu schützen.


Ein Brunnen und wo sind hier die Flaschen?


Mit den Flaschenböden wurde das Muster
in den Brunnen gedrückt. Raffiniert, oder?


Als Vogeltänke auch sehr praktisch


Und gleich daneben auch als Futterhalter im Vogelkäfig


Und auch als Blumenvase auf dem Friedhof sehr begehrt.

Und es gibt noch viel, viel mehr Möglichkeiten......