Dienstag, 25. Dezember 2007

Weihnachten in Lima

Mein erstes Weihnachten in Lima. Letztes Jahr bin ich bereits in den Anden gewesen und habe lange vor Mitternacht versucht mit einer Soroche (Höhenkrankheit) zu schlafen.

Dieses Jahr bin ich also noch in Lima. Es sind 25 Grad und strahlender Sonnenschein. Wenn ich ehrlich bin fühlt es sich nicht wie Weihnachten an. Zu Weihnachten gehört Winter, Glühwein, Dunkelheit, vielleicht noch ein bisschen grauer Schneematsch aber definitiv kein strahlend-greller Sonnenhimmel.

Panetone
Vormittags mache ich noch ein paar Erledigungen, mittags in mein Lieblingscafe, wo ich incl. jedem meiner Besuche Stammgast bin. Hier schenken sie mir auch gleich einen kleinen Panetone.

Panetone ist eigentlich ein italienisches Gebäck aber hier gehört hier unter jeden Weihnachtsbaum. Das ist wie bei uns der Christstollen. Auch ich habe dieses Jahr auf der Arbeit auch meinen ersten echten Weihnachtspanetone geschenkt bekommen mit dem ich Stolz durch die Strasse nach Hause gelaufen bin. Die quadratische Pappschachtel-Verpackung ist nämlich so groß, dass diese auf keinen Fall in irgendeinen Rucksack passt.

Betteln hat Hochsaison
Weit komme ich nicht mit dem Panetone aus meinem Liebelingscafé. Betteln hat heute Hochsaison, gerade in meinem reichen Stadtviertel Miraflores. Eine fünfköpfige Kindergruppe kommt mir entgegen und sagen: „Colabórame“ (was so viel heißt wie „Arbeite mit mir zusammen" oder "hilf mir mit") und als ich nicht den Anschein erwecke als würde ich gleich Geld zücken, guckt einer der Kinder meinen Panetone mit großen Augen an. Also gut. Bitte schön! Mit einem freundlichen „Feliz Navidad“ schenke ich ihm meinen Panetone. An den anderen Bettlern laufe ich nun ohne weitere Gaben vorbei. Schon am Morgen kam ich mir echt schlecht vor, bepackt mit zwei wunderschönen Blumensträußen, einer für mich und einer für meine Nachbarn die mich heute Abend eingeladen haben. Wie so ein verwöhntes Gör bin ich an den ganzen Bettlern vorbei gelaufen.

Nachmittags laufe ich dann aber noch schnell bei Lourdes vorbei, der Bettlerin im Rollstuhl der ich immer zwei Zitronenbonbons für 5 Soles am Wochenende „abkaufe“, und schenke ihr einen kleinen Panetone und eine Schokolade. Sie freut sich riesig, auch meiner Obstfrau die mir immer Orangen, Mangos, Ananas, Cherimoyas und mehr verkauft, schenke ich auch einen kleinen Pantone, weil ich mich immer so freue dort vorbei zu laufen, sie zu grüssen und manchmal auch einen kleinen Schwatz zu halten.

Heilig Abend in Königswinter und Lima
Nachmittags habe ich dann in Deutschland angerufen und mit der Internetkamera meine Familie unter dem Weihnachtsbaum singen sehen und hören können. Allerdings habe ich gerade angerufen als die Weihnachtsglocke zur Bescherung klingelten. Die Begeisterung meiner kleinen Neffen hielt sich also in Grenzen mit ihrer Tante aus Lateinamerika zu telefonieren - erste Priorität galt den natürlich den Geschenken.

Abends bin ich dann bei meinen Nachbarn zwei Strassen weiter. Vicky habe ich mal morgens an der Bushaltestelle kennen gelernt, eine Peruanerin, die lange Zeit in Amerika gelebt hat und jetzt wieder hier mit ihrer Familie lebt. Für 21.00 Uhr hat sie mich eingeladen. Mit Mühe und Not schaffe ich es erst um 21.30 zu kommen und bin immer noch die Erste der Gäste. Im Verlauf des Abends trudeln Ihre Geschwister mit Ehemännern und Kindern und diverse Nachbarn ein. Ein wirklich lustiger Haufen. Um Mitternacht wird dann angestoßen und es gibt überall Feuerwerk, ich komme mir jetzt eher vor wie Neujahr. Und dann wird erstmal gegessen, traditionelles Truthahnessen, so um 2.00 Uhr morgens werden Geschenke verteilt und dann falle ich todmüde in mein Bett. Und bei meinem nächsten Wong-Supermarkt Besuch treffe ich jetzt wahrscheinlich noch mehr Nachbarn aus meinem „Veedel“ als zuvor.

Samstag, 1. Dezember 2007

Landbesetzungen in Peru

Bei meinem letzten Besuch in Moyobamba, im Norden Perus habe ich das erste Mal die Problematik der Landbesetzungen und das Dilemma der Landnutzungsrechte im wahrsten Sinne des Wortes vor Augen geführt bekommen.

In der Region gab es in den 70-er Jahren eine Kampagne die unbesiedelte "Selva alta" (Bergurwald) bewohnbar zu machen. Die Idee war der Bevölkerung aus anderen Regionen neue Perspektiven und ein Stück eigenes Land zu geben. Seit dem sind aus den umliegenden Regionen Cajamarca und San Martin die Menschen eingewandert, haben ein Stück Wald gebrandrodet und dieses bewirtschaftet.

In der Bergurwäldern wird jetzt in vielen Gebieten Kaffee angebaut, in der Ebene großflächig Reis. Die Landschaft hat sich dadurch in der Region in den letzten ca. 40 Jahren mit einer sich verdreifachten Bevölkerung stark verändert.

Ungeordnete Siedlungsnahme wird vom Staat unterstützt
Die Gesetzgebung Perus fördert diese ungeordnete Siedlungsnahme. Land welches unbewohnt ist, wird demjenigen zugesprochen der es besiedelt und bewirtschaftet. Die Folgen sind unnötige Brandrodung um seinen Besitzanspruch zu sichern. Später folgt dann die Dealerei und der Wiederverkauf der Landflächen. Personen die mit Landflächen handeln, nennt man hier „traficantes de tierra“. Traficantes bedeutet Händler oder Dealer und wird eigentlich für Drogendealer „narcotraficantes“ benutzt. Ich denke das Wort Dealer sagt schon sehr gut aus wie diese Flächen wieder verschachert werden und das es eine ganze Menge Menschen gibt die sich diesem System bedienen un daran verdienen.

Shifting-Cultivation / Wanderfeldbau
Dazu kommt die traditionelle Landwirtschaft in der Selva, die zwar ohne Pestizide auskommt, aber nach drei bis fünf Jahren verlassen die Bauern die ausgelaugten Flächen und roden neue Flächen, da der Boden nicht mehr fruchtbar genug ist. Folge dieser so genannten shifting-cultivation (Wanderfeldbau) ist ein hoher Landverbrauch, Wasserverschmutzung durch schlechte landwirtschaftliche Praktiken und Erosion an Hangflächen. Die Selva-Gebiete sind häufig wichtige Wassereinzugsgebiete und werden jetzt durch Landwirtschaft verschmutzt. Auch wenn sich häufig nach verlassen der Flächen ein Sekundärwald wieder „ansiedelt“, zeichnet sich dieser durch lichten Baumbewuchs und starkes Buschwerk aus. Die Artenvielfalt des Primärwaldes wird nicht wieder erreicht.

Interessanterweise ist der Wanderfeldbau einer der ältesten landwirtschaftlichen Nutzungsformen der Erde, nach Schätzungen der FAO leben und wirtschaften heute noch 250 Millionen Menschen nach diesem Agrarsystem.

Neue Kaffee-Bauern in der Selva
Wir haben uns ein Projekt angeschaut wo es um nachhaltige Landwirtschaft in einem Wassereinzugsgebiet geht. Ein Problem ist, dass die neu eingewanderten Bauern in der Regel keine Kaffeebauern sind und wenig Know-How über den Anbau von Kaffee besitzen. In dieser Zone wird der Kaffee häufig direkt im Fluss gewaschen, hierbei werden Alkaloide (zum Beispie Coffein) des Kaffees ins Wasser ausgewaschen und verschmutzen dieses.

Und warum wird Kaffee angebaut und nichts anders? Den Bauern den wir besuchen sagt uns, dass nur der Kaffee eine sichere Einnahmequelle bietet: „Egal ob der Preis für Kaffee hoch oder niedrig ist, für diese Frucht bekommen wir immer Geld von dem wir leben können. Yuca und Mais hingegen bringen nicht viel ein. Da verkaufen wir eine Sack für 5-10 Soles (1,35-2,70 EUR)“.

Landbesetzungen auch in Lima
Auch in Lima wird zur Erschliessung neuer Gebiete Labnd besetzt. Man schließt sich zusammen, besetzt über Nacht Land (in diesem Fall nacktes, karges Land), baut dort erstmal provisorische Hütten, setzt eine peruanisches Fähnchen aufs Dach und dann gehen die Forderungen an die Regierung los: Wasseranschluss, Verkehrsanschluss bis hin zum Grundbucheintrag, der dann auch meist nach ein-zwei Jahren erfolgt. Dann wird ein solides Haus aus Steinen gebaut und das Ganze geht in einem neuen Gebiet von vorne los, denn die Bevölkerung wächst ständig.

Der Staat sieht tatenlos zu, läst sich erpressen und entzieht sich seiner Verantwortung zu planen und für alle einen Ressourcenzugang zu schaffen. Vor den Wahlkämpfen werden diese neuen Siedlungen (pueblos jovenes) gerne auch für den Wahlkampf instrumentalisiert.

Wirtschaftswachstum um jeden Preis?
Es existiert in Peru kein Raumordnungsplan und leider kein Interesse des Staates die Dinge zu regulieren. Jeder sucht seinen Vorteil im System. Schlimmer noch in der letzten Rede des Präsidenten Alan Garcia hat dieser klare Visionen gesteckt: Der Amazonas muss besiedelt werden, die Selva und die Anden alles ungenutztes Land, die Bodenschätze
und auch das Meer müssen ausgebeutet werden. Der Bergbau (Gold, Kuper und andere Bodenschätze) wird allem übergeordnet, auch bereits ausgeschriebenen Naturschutzgebieten.

Alle die nicht seinem Wirtschaftswachstumskurs folgen sind verkappte Kommunisten. „Y es que allí el viejo comunista anticapitalista del siglo XIX se disfrazó de proteccionista en el siglo XX y cambia otra vez de camiseta en el siglo XXI para ser medioambientalista. Pero siempre anticapitalista, contra la inversión, sin explicar cómo, con una agricultura pobre, se podría dar un salto a un mayor desarrollo“. (Und der alte antikapitalistische Kommunist des 19. Jahrhundert hat sich im 20. Jahrhundert als Behüter verkleidet und jetzt wechselt er wieder seine Zugehörigkeit im 21. Jahrhundert als Umweltschützer, immer gegen Investitionen, ohne zu erklären wie man mit einer armen Landwirtschaft einen Sprung zu einer besseren Entwicklung schaffen kann).

Ich halte das für eine schwarz-weiß Malerei um die Gesellschaft zu Spalten für den Fortschritt um jeden Preis. Und die Armen werden bei diesem Entwicklungsmodell wieder den kürzeren ziehen und die Umwelt sowieso. Das Interesse des Individuums geht über das Interesse der Gesellschaft. Wer die Gesellschaft so spaltet wie Alan Garcia es derzeit tut provoziert auf ein neues revolutionäre Kräfte in seinem Land. Und ich dachte man hätte aus der Geschichte des Sendero Luminoso gelernt!?

Klimawandel !?

"El clima esta cambiando. Nosotros también deberíamos"
"Das Klima ändert sich. Wir müssen uns auch ändern"


In Piura im Norden Perus gibt es eine Werbekampagne die die Menschen für den Klimawandel sensibilisieren soll. Folgendes steht auf den Plakaten:

1. Und was wenn es keinen Mangos mehr geben würde?
2. Welche Arbeit hättest Du wenn es keinem Fisch mehr gibt?

3. Und wenn wir jetzt keine chifles mehr essen könnten?
("Chifles" sind getrocknete Bananen aber salzig, schmecken wie Chips, ich liebe alle diese Bananengerichte die man aus Bananenmuss machen kann mhhh, lecker, lecker)

Piura wird nach Prognosen eine Zone sein, die vom Klimawandel stark betroffen sein wird. Dort habe ich zum ersten Mal "begriffen" was Klimawandel bedeuten wird. Wir sind durch eine Zone gefahren die früher komplett Wüste war. Nach dem letzten "el Niño" 1997/98 in der Zone hat sich hier auf einmal Vegetation angesiedelt. Nicht das dort ein üppiger Wald entstanden wäre, aber mir hat es verdeutlicht das Landschaft und Landwirtschaft sich verändert mit dem Klimawandel. Und die Menschen werden sich auch anpassen müssen: "Das Klima ändert sich. Wir müssen uns auch ändern".

Und wer es noch genauer wissen will einen Artikel zumThema Klimawandel in der Region: http://sananas2610.blogspot.com/2007/06/klimawandel-in-aller-munde.html

Dienstag, 20. November 2007

Fragen....

„Können Sie das bitte noch mal unterschreiben?“
Das höre ich immer zum Monatsende wenn ich mein Gehalt - das mir per Scheck bezahlt wird - in der Bank einlöse. Die Frau hinter dem Schalter meint, ob ich das noch mal genauso unterschreiben kann wie auf meinem Auslandsausweiss? Meine Unterschrift fällt leider immer etwas anders aus. Insbesondere wenn ich schon genervt in dieser Bank-Schlange anstehen musste. Den gefallen tue ich ihr natürlich immer, aber ich wundere und frage mich jedes Mal ob jemand der meine Karte klaut auch mehrere Versuche hat wie ich zu unterschreiben?

„Wie groß sind Sie Fräulein?“
Diese Frage stellt mir vor kurzem ein Jugendlicher im Internetcafe. Ich überlegte kurz, ob ich die Frage richtig verstanden habe und habe dann angefangen zu lachen. 1,80 sage ich ihm, das glaubt er mir nur widerwillig und versucht mich davon zu überzeugen dass ich mind. 1,90 bin. Ich schwöre das ich nur 1,80 bin und gehe immer noch lachend aus dem Internetcafe und denke mir, dass ist eine Frage die man mir in Deutschland nur sehr selten stellt.

„Boleta o Factura?“
Eine Frage die einem täglich an der Kasse gestellt wird. Boleta meint einen normalen Kassenbon, die factura ist eine von der Steuer absetzbare Rechnung, dafür muss man dann aber seine RUC (Steuernummer) angegeben. Das erstaunliche ist, dass ein echter Peruaner diese auswendig weiss. Ich bin natürlich nicht dazu in der Lage mir eine 11stellige Nummer im Kopf zu merken und habe immer ein kleines Zettelchen in der Tasche mit Nummer und Anschrift meiner Firma. Aber den Sinn dieses komplizierten Systems habe ich noch nie verstanden. Und ich habe mal wieder das Gefühl es muss so kompliziert wie möglich sein. Da lobe ich mir doch unseren Kassenbon der für alles absetzbar ist.

Freitag, 16. November 2007

Fahrradfahr – Kurs: Fahrradfahren im täglichen Leben!

Diese Anzeige fand ich vor kurzem in der Zeitung:


Fahrradfahr – Kurs: Fahrradfahren im täglichen Leben! 15. und 16. November von 15.00-18.00 Uhr, Stadtverwaltung Lima

Ich bin schon sehr erstaunt, dass man hier Fahrradfahrkurse anbietet. Habe ich so etwas schon mal in Deutschland gesehen? Lernt man da Fahrradfahren oder Verhaltensregeln für Fahrrad fahren Lima?

Wenn ich irgendwas ganz schrecklich vermisse ist es das Fahrrad fahren: zur Arbeit, zu Freunden, zum Einkaufen, zum Spaß… Hier mache ich alles mit dem Taxi, Bus oder zu Fuß. Es ist ohne Zweifel toll, dass man hier so günstig Taxi fahren kann und dies zu meinem alltäglichen Fortbewegungsmittel gehört. Damit wird diese riesen Stadt gleich viel kleiner. Aber ehrlich gesagt würde ich so manches mal lieber das Fahrrad benutzen.

Warum ich das nicht tue? Weil diese Stadt von verrückten, unberechenbaren pasanten- und fahrradfeindlichen Autofahrer beherrscht wird. Selten habe ich so einen aggressiven Autoverkehr erlebt wie hier. Ganz im Kontrast zu der sonstigen Gelassenheit der Peruanern mutieren sie im Straßenverkehr zu den hektischstes und aggressivsten Autofahrern. Passanten werden geradezu gejagt, hier ist das Recht ganz einfach definiert: Der Stärkere hat Vorfahrt und niemand anders hat ein Recht die Strasse zu beherrschen. Daher sieht man Passanten immer schnell über die Strasse huschen, denn die Peruaner wissen sehr genau wer hier das Recht hat und vor allem wer Stärker ist.

Dabei könnte diese Stadt so eine geniale Fahrradstadt, komplett flach, kein Hügel. Lima könnte sozusagen ein Groß-Münster werden. Welch Genuss dies wäre. Vor kurzem, als hier Volkszählung war, und einen ganzen Sonntag Ausgangsverbot (!!!) galt, waren die Strassen leer. Lima in einer undenkbaren Ruhe. Ich habe mir so gewünscht eine Fahrradtour durch die Stadt zu machen. Nur leider hatte ich kein Fahrrad, weder für mich noch für meinen Besuch, zur Verfügung. Aber nachdem ich und auch mein Besuch gezählt waren, haben wir trotz Verbot das Haus verlassen und einen Spaziergang am Meer gemacht - ganz ohne Autos. Herrlich!!!

Ok um ehrlich zu sein: Es gibt Fahrradwege, am Malecon – der oberen Strandpromenade, der allerdings immer von Fußgängern überlaufen ist, weil das Wesen Fahrradfahrer hier ein unbekanntes ist. Auch auf den riesen großen Strassen wie der Arequipa oder Salavery gibt es auf dem Mittelstreifen einen Fahrradweg, aber die Luftverschmutzung der Abgase lässt einen eigentlich schon als Fußgänger nicht gerne durchatmen…..

Aber zurück zum Kurs. Was lernt man da bloß? Das man sich gegenüber Autofahrern defensiv zu verhalten hat, am besten eine Maske mit Filter trägt, welche Schutzkleidung man braucht? Welche Versicherungen von Nöten sind? Oder ist dies tatsächlich der Versuch der Stadt Lima diese Stadt zu entgasen? Und man erhält wertvolle Tipps? Nun gut ich wünsche der Stadt Lima das Beste und hoffe sie versucht es vielleicht auch einmal mit einem autofreien Tag wie es die Kolumbianer in Bogotá tun.

Und trotz allem habe ich mir heute ein Fahrrad ausgeliehen um am Wochenende auf den Seitenstrassen doch mal wieder in die Pedale zu treten!

Donnerstag, 15. November 2007

Seminar mit Überraschungen...

Was macht man wenn man in die Provinz fährt um einen Workshop zum Thema „Gute fachliche Praxis“ zu halten und anstatt der erwarteten 30 Multiplikatorer, einfachen Bauen (zwar sogenannte Leader ihrer Organizationen), aber man sofort weiß, dass die ganzen Power Point Vorträge viel zu schwierig zu verstehen sind?

Man improvisiert und darin sind die Peruaner Meister.

Den ersten Tag haben wir mehr oder weniger das gemacht wie es geplant war aber abends haben wir uns dann das Hirn zermatert wie wir den Vortrag, der 226 Punkte der Globalgap Norm resümiert an diese Zielgruppe weiter geben können. Selbst unsere Arbeitsaufgabe ein Internes Kontrollsystem in einer Gruppe zu entwickeln schien uns zu hoch.

Grübel, Grübel. Zum Schluss haben wir uns dazu entschieden die Vorträge zwar zu halten, aber jeweils zwei, drei Teilnehmer damit beauftragt bei einem Thema besonders gut aufzupassen und dieses nachher mit eigenen Worten zu resümieren und mit einer Karteikarte an eine große Pinnwand zu heften. So wuchs im Laufe des Tages ein Bild der einzelnen Kriterien. Und manchmal waren wir überrascht wie gut sie die Dinge resümiert haben. Und so langsam habe ich das Gefühl das meine peruanischen Kollegen auch Karteikarten ganz gerne benutzen.

Aus der späteren Gruppenarbeit haben wir dann ein Theaterstück in drei Akten gemacht.

Erster Akt: Interne Inspektion - innerhalb der Kooperative
Der interne Inspektor inspektioniert Bauern ausgerechnet bei seinem Freund Leo findet er DDT und sein Kompost direkt neben seinem Gemüse. Die beiden entschließen sich die Sache zu vertuschen und der Interne Inspektor fälscht den Inspektionsbericht. Der Auditor bestätigt den Bericht.

Zweiter Akt: Externe Inspektion durch eine Zertifizierungsstelle
Der externe Inspektor kommt zur Inspektion. Da er bei einem funktionierenden internen Kontrollsystem nur eine Stichprobe nimmt, inspiziert er der 50 Bauern, 8 aber davon nicht Leo. Auch hier fliegt der Fehler nicht auf weil der interne Inspektionsbericht gefälscht ist.

Dritter Akt: Reklamation des Produktes
Die Produkte werden nach Europa verkauft und siehe da der Importeur zieht Proben und in einer Charge findet er Escherichia Coli und DDT. Jetzt fliegt das Ganze auf. Dank einem Rückverfolgbarkeitssystem kommen nur 15 Bauern in Frage und bei einer zweiten Visite ist der Schuldige schnell gefunden. Der Importeur schickt das Produkt zurück, natürlich auf Kosten der Kooperative.

Auch hier haben Lügen kurze Beine, den Fehler büßt die ganze Kooperative. Außerdem kann man die Sinnhaftigkeit von Rüchkverfolgbarkeit erklären, sowie die Rolle vom internen und externen Inspektor.

Ich hätte mich ja ehrlich gesagt nicht getraut, dass einfach mal auszuprobieren ohne eine ordentlich Rollenbeschreibung anzufertigen, aber mein peruanischer Kollege ist da deutlich gelassener. Die Peruaner haben natürlich jede Szene sehr ausführlich gespielt was man mit einer genaueren Rollenbeschreibung hätte vermieden werden können, aber insgesamt ist uns das sehr gut geglückt und ich denke für das nächste mal können wir das ja noch ausbauen.


Und was man sonst noch zu einem peruanischen Wokshop wissen muss...
Das wichtigste an diesen Seminaren ist die Verteilung der Zertifikate und zwar ganz formell mit Handschlag, Küsschen und Foto!! Ein graus jedes Mal wieder für mich weil ich als gringa dann meist für die Zertifikatsübergabe herhalten muss.

Auch die nicht endenden Redebeiträge ohne Sinn und Zweck, nicht das es die bei uns nicht auch geben würde aber in Peru gleicht das manchmal schon einer Persiflage. Einen Peruaner kann man ohne Vorbereitung auf eine Bühne stellen und er wird ohne Probleme eine Stunden einen Vortrag halten ob zu dem gewünschtem Thema ist eine andere Frage.

Und dann sind da zum Schluss noch die Lobeshymnen, wie wertvoll dieser Workshop war, das jetzt alle die Verpflichtung haben diesen zu replizieren, Glückwünsche an die Organisatoren, Vorträger, Teilnehmer und und und… Ich bin immer überrascht über diese Wortverpackungshülsen und es fällt mir immer schwer da mit zu halten. Aber allen in allem bin ich ganz zufrieden mit diesem Workshop der ganz anderen Art...

Mittwoch, 14. November 2007

Entdeckungen in der Selva: Castañas, Cashewnüsse, Balsaholz und vieles mehr...

Im Büro haben wir uns schon oft über einen Betrieb unterhalten der gerne eine Wildsammlung von Castañas zertifizieren möchte. Für mich war immer klar das wir über Kastanien spechen, sicherlich eine andere Art als bei uns aber was sonst sollen Castañas sein!? Der Name ist doch sehr eindeutig. Tja, weit gefehlt, ein Besuch in de Selva hat diesen Irrtum aufgedeckt.

Ich sitze also im Regenwald auf einer Estancia, beim Frühstück als unser Führer Leo mit einer Art Kokosnuss ankommt und fragt ob wir diese Frucht kennen. Obwohl ich ja bei Früchten sehr neugierig und probierfreudig bin habe ich keine Ahnung was er da in seinen Händen hält. Er erklärt uns dass dies eine Castaña ist. Ah, ich bin schon hoch erfreut, dass ich mir endlich ein Bild machen kann von dieser Frucht auch wenn dieses kokusnussartige Gebilde so gar keine Ähnlichkeit hat mit unserer Kastanien. Leo erklärt uns weiter, dass sich in der Schale mehrere Nüsse befinden.

Dann geht es ans aufmachen der Frucht, was nicht so leicht ist. In freier Wildbahn werden diese Früchte gerne von Affen, in dem sie diese gegen einen Stein hauen, geöffnet. Leo nimmt sich die Machete und haut gezielt immer wieder in die gleiche Kerbe und siehe da die Frucht öffnet sich. Und was finden wir vor Paranüsse!!!!!!

Meine Güte wie erstaunlich das man keine Ahnung hat wie diese Früchte wachsen, wo sie doch auf jeden Weihnachtsteller gehören. Ich habe das Gefühl heute richtig was entdeckt zu haben und freue mich wie ein Schneekönig über mein neu errungenes Wissen. Den Baum sehen wir dann später auch noch. Ein großer Laubaum und oben in hoher Höhe baumeln die Paranüsse in ihrer Kokusnussverpackung. Ehrlich gesagt sieht das ein wenig albern aus, wenn ihr Euch mal eine Buche nur viel größer mit solchen Früchten vorstellt.

Balsaholz
Und dann habe ich noch Bekanntschaft mir dem Balsabaum geschlossen. Ein Holz meiner Kindheit, aus dem mein Vater uns immer Boote geschnitzt hat und uns immer damit fasziniert hat wie leicht dieses Holz ist. Auch meine beiden Architekten-Freunde, die mit unterwegs waren kennen dieses Holz nur all zu gut vom Modell bauen.

Cashewnuss
Dann ist da noch der Cashewnussbaum zu erwähnen. Die eigentliche Nuss die wir essen, sitzt wie eine Ankerfrucht unten am Apfel. Lustigerweise essen die Bewohner in der Selva nur den Apfel bzw. machen Erfrischungsgetränke daraus. Die Nuss wird kaum verwendet. Ein Bauer, bei dem wir ein Boot mieten, staunt als ich ihm erzähle wie teuer 100g Cashewnüsse in Deutschland sind.

Gesehen haben wir noch viele verschiedene Vögel, neue Früchte, Palmen, Seeotter….. Es hat unglaublich viel Spaß gemacht und ich freue mich schon auf meinen nächsten Ausflug in die Selva und weitere Endeckungen.

Dienstag, 13. November 2007

Im Flug über Selva-Sierra -Costa

… nach 5 Tagen grüner Selva schon wieder zurück in die Wüste Limas.

Ein bisschen wehmütig verlasse ich die Selva mit ihrem üppigem grün, dem feucht-tropischem Klima, seinen Dschungelgeräuschen zum Beispiel den zirpenden Grillen in allen Tonlagen und –stärken (eine hat uns selbst einen BRAUN-Wecker Geräusch vorgetäuscht), den bunten Tucanen und eine Landschaft die Mogli, Ka die Schlange und andere Figuren aus dem Dschungelbuch wieder zum Leben erweckt.

Auf dem Flug fliege ich zunächst über den grünen, endlos erscheinenden Regenwald (Selva) mit seinem braunen sich dahinmäändernden Flusslauf, dann folgen lange Zeit die Anden (Sierra), dieses sich aufragende, braun-karge, zerklüftete Gebirge mit seinen Tälern und Zerfurchungen. Und dann kommt plötzlich Lima eine flache Wüste am Meer (Costa), kaum noch grün, aber immerhin mit strahlendem Sonnenschein!

Und jetzt drei Tage später sitze ich schon wieder in Cuzco hoch in den Anden und anstatt das ich eine Soroche (Höhenkrankheit) bekomme, ist unser Projektor Höhenkrank geworden. Den ganzen Vormittag haben wir uns damit herumgeschlagen, dass der Projektor alle 10 Minuten wieder ausging und darüber gescherzt, dass er die Höhe nicht verträgt, und siehe da in der Menufunktion kann man tatsächlich wählen zwischen „hoher Höhe“ und „normaler Höhe“ und damit war das Problem dann auch behoben.

Am Donnerstag darf ich dann wieder zurück über die zerklüfteten Anden fliegen, nur die wunderbare grüne Selva muss wohl leider noch ein bisschen auf meinen nächsten Besuch warten.

Ihr dürft Euch aber schon auf weitere Geschichten aus den letzten Tagen Selva freuen zum Beispiel was Castañas und Paranüsse gemeinsam haben….Fortsetzung folgt :-)

Dienstag, 16. Oktober 2007

Bananen aus der Sierra in Santa Martha

Kolumbien, Santa Martha - Besuch einer Kooperative von Bananen-Produzenten während der Bio-Inspektion.

Santa Martha ist eine kleine Stadt am Meer über der sich direkt die Sierra Nevada aufragt.

Die Sierra Nevada
stellt das höchste Küstengebirge der Welt dar und
umfasst verschiedene auf dieser Erde vorkommenden Klimastufen: Tropischer Nebelwald, feuchte und weniger feuchte Vorgebirgswälder, feuchter Bergwald, Regentundra und ewiger Schnee. Vom höchsten Punkt, dem Pico Bolivar mit 5775 m, bis zum Meer sind es gerade einmal 50 km Luftlinie.


Bananenanbau in der Sierra Nevada
Wir brechen um 5.30 morgens auf. Es ist bereits hell und in Santa Martha ist die Temper
atur schon auf 28° angestiegen. Nach 40 Kilometer auf der Landstrasse steigen wir nun in die Sierra Nevada auf. Hier wird es gleich ein bisschen kühler, eine üppige grüne Vegetation über der noch der Nebel liegt begleitet uns. Die Strasse ist holprig, Erdrutsche erschweren die Fahrt, asphaltiert ist hier nichts, nur mit schweren Walzen wird die Strasse ab und zu geebnet.

Hauptgesprächsthema sind die Stellen an denen bereits Autos in den Abgrund gestürzt sind. Mir ist ehrlich gesagt ein bisschen mulmig zu Mute. Aber der Chauffeur, ein Einheimischer der uns schon am frühen morgen gut gelaunt und singend den Berg hochbringt, fährt souverän und mit Vorsicht. Nach über drei Stunden haben wir unser Ziel erreicht. Die letzten 20 km haben uns fast zwei Stunden gekostet und uns im Auto hin und hergerüttelt. Auf genau dieser Strassen werden auch Café und Bananen von den Bauern zum Hafen in Santa Martha transportiert. Das ist allerdings nicht die einzige Hürde die Bananen nehmen müssen um nach Europa oder in die USA zu gelangen.


Fangen wir bei der Finca von Juan an. Juan gehört zu einer kleinen Kooperative von 22 Bauern, die seit zwei Jahren in einem Projekt arbeiten und Baby-Bananen für den Export produzieren. Im Gegensatz zu der herkömmlichen Banane die wir in Europa hauptsächlich konsumieren, die zu einem billigen Massenprodukt geworden ist, gehört die Baby Banane zu einem Nischen-Produkt. Das Projekt befindet sich derzeit in der Phase der Öko- und Fairtrade-Zertifizierung.

Juan bewirtschaftet 2 ha und macht einen aufgeweckten Eindruck. 2 ha hört sich nicht viel an, aber wenn man die Konditionen kennt, ist das eine ganze Menge. Hier im Hochland gibt es keine Traktoren, oder andere Maschinen die den Bauern das Leben erleichtern. Hier ist alles noch Hand- und echte Knochenarbeit. Ich habe auf jeden Fall nach zwei Tagen von dem ganzen auf- und ab einen gehörigen Muskelkater. Die Flächen sind steil, richtige Wege gibt es nicht, das wichtigste ist hier Erosionsschutz, der zum Beispiel durch "Bodenbedecker" erreicht wird, die mit ihren Wurzeln den Boden festhalten.


Ein weiteres Problem ist der Pilzbefall durch Sigatoka. Ein konventionellen Anbau wird per Flugzeug Chemie appliziert, die Bauern in diesem Projekt machen jede Woche ein Kontrolle und schneiden befallende Stellen auf den Blättern heraus, eine anstrengende Arbeit in diesem Gelände, aber erfolgreich. Die Inspektion verläuft gut, der Bauer ist geschult, es gibt regelmäßige Besuche von Beratern, keine Anzeichen für den Einsatz unerlaubter Produkte, die Kultur ist in einem guten Zustand. Wir schaffen in diesem Gelände allerdings gerade mal den Besuch von 3 Bauern, der Durchschnitt liegt bei 5 Bauern pro Tag.

Die Vision des Projektleiters Ricardo ist es, den Menschen mit dem Verkauf eines hochwertigen Produktes eine Lebensgrundlage zu geben, damit sie in der Sierra bleiben und auch weiterhin ihre Flora und Fauna schützen können. Die Sierra Nevada ist leider kein ganz einfaches politsches Gebiet. Die Region gehörte in den Hochzeiten der Guerillakriege zu einer sehr gewalttätigen Zone.

Guerillakrieg und seine Folgen
Seit über 40 Jahren tobt in Kolumbien ein Bürgerkrieg, bei dem es schon längst nicht mehr um Ideologien geht. Es geht um Drogenhandel und Macht. Mit dem Hafen vor der Haustür ein strategisch wichtiges Gebiet. Entführungen, Kämpfe, Massaker in der Dorfbevölkerung gehörten zur Tagesordnung. Ein Krieg den ich nicht verstehe und den ich auch erst gar nicht versuchen möchte nach zwei Wochen Kolumbien zu erklären.

Ricardo erzählt weiter, das der Guerillakrieg auch seine Spuren in der Bewirtschaftung hinterlassen hat. Er beschreibt es mit dem Satz: "La Palmera es el hijo de la violación" - Die Palme ist das Kind der Gewalt. Das verstehe ich zunächst nicht und er erklärt mir, dass viele Bauern während des Krieges in die Stadt gezogen sind um den Repressalien und vor allem Morden der Guerilla zu entkommen. Anstatt arbeitsintensive Kulturen wie Bananen oder Kaffee anzubauen, haben sie Palmen zur Gewinnung von Palmherzen und Öl angebaut. Dafür musste man nur selten auf Feld. Ein Bild von dem was es für die Menschen in dieser Gegend bedeutet hat und wie grausam dieser Krieg gewesen sein muss und teilweise noch ist, hat mir in Lima eine Ausstellung mit Bildern des kolumbianischen Malers Botero gezeigt.


Was kaufe ich eigentlich noch mit den Bananen von Juan?
Wie immer wenn ich von solchen Feldbesuchen zurückkomme, bin ich hoch beeindruckt von der Arbeit der Kleinbauern. Beeindruckt bin ich allerdings auch immer über den niedrigen Preis von Bananen, Kaffee oder Mangos bei uns in Deutschland. In diesem Projekt rechnen die Bauern mit einem guten Preis, da es sich um ein hochwertiges Nischenprodukt handelt. Eine Bäuerin hat es schön beschrieben als sie sagte: „Dieses B
ananenfeld ist Geld wert“.

Mit dem Kauf von Bio-Bananen oder Fair Trade Produkten trage ich dazu bei, das solche Landschaften erhalten bleiben und das soziale Strukturen in solchen Gebieten nicht verloren gehen. Ich kaufe nicht nur eine Banane, die mir schmeckt, sondern trage zur Lebensqualität von Juan bei und zum Erhalt eines sensiblen Ökosystem wie die Sierra Nevada.

Für mich wird wieder einmal klar, dass ich in Deutschland oder wo auch immer auf der Welt mit meinem Kauf von Bananen oder jeden anderen Produkt mit entscheide wie die Welt von morgen aussieht. Auch wenn ich weiß, dass ich bei vielen Kaufentscheidungen keine Ahnung habe wie ein Produkt hergestellt wird und welche Auswirkungen es hat, kann ich mir bei Öko und Transferprodukten doch immer ein kleines Stück sicherer sein dass hier nicht Raubbau betrieben und im Einklang mit der Natur gewirtschaftet wird. Das ist mir dann auch etwas wert und werde also auch am Samstag wieder auf dem limenischen Bio-Markt einkaufen.

Sonntag, 23. September 2007

Eindrücke aus Nicaragua...

Als erstes, Nicaragua ist ein grünes Land, soviel Grüntöne hat keine Faber-Castell Palette, insbesondere nicht wenn Regenzeit ist. Die Menschen habe ich als sehr freundlich und warmherzig wahrgenommen. Gemütlich sitzen sie in ihren typischen Schaukelstühlen oder liegen ihn ihren Hängematten.

Interessant ist allerdings, dass man ein gewisses neues Sprachvokabular braucht ohne das man keine Konservation richtig versteht: Was in Lima zum Beispiel el hijo de fulano (das Kind von hinz) ist in Nicaragua el chavallo. Der Maiskolben heisst auch nicht einfach choclo sondern elote, was hier die eingebildeten reichen pitukos sind, sind dort die medio pelos usw.

Ich habe mich bei soviel Sonne pudelwohl gefühlt, ich glaube ich war Lima-Grau-Müde. Bei meiner Ankunft in Lima war dann allerdings auch schon wieder grau, nur mein Balkon versprühte pinke Farbtupfer meiner Bougaville. Aber wie immer machen die Menschen eine Stadt lebenswert, und diese haben mich mal wieder herzlich begrüßt.

Managua und Taxi fahren
Managua in nahuati bedeutet "dort wo es eine große Wasseroberfläche gibt" und bezieht sich auf die großen Seen und Lagunen der Hauptstadt, die sich etwas 20 km am Südufer des Lago Xolotlan entlangzieht. Der See ist ist 1035 km² gross und im Südosten mit dem über 6000 km² grossen Nicaraguasee verbunden, wo ich ein Wochenende auf der Insel Ometepe zugebracht habe.

Managua ist eine relativ angenehme Großstadt mit "nur" knapp 2 Mill. Einwohner auch eine relativ kleine lateinamerikanische Grossstadt. Zudem fehlen die Betonhochhäuser, die insbesondere Lima so grau und unfreundlich erscheinen lassen. Leider gibt es kein richtiges Stadtzentrum, denn Managua ist in den 70-zigern bei einem Erdbeben völlig zerstört worden. Sehr auffällig im Stadtbild ist der plakatierte Werbespruch Daniel Ortegas: "Arriba los pobres del mundo" (Die Armen der Welt nach oben), auf dem der Präsident seinen Arm in die Luft schwingt und zum "Kampf" aufruft. Ich finde die Geste sieht so undynamisch aus, dass ich das Plakat ein wenig lächerlich finde.

Interessant war mal wieder das Taxi fahren. Dies finde ich ja schon bei uns immer sehr bemerkenswert. Eigentlich habe ich nach einem Jahr Lima das Gefühl das mir beim Taxi fahren keiner was vor machen kann. Ich weiß wie ich den Preis verhandeln muss, gerne halte ich einen kleinen small talk mit den Taxistas, aber in Managua ist natürlich alles ganz anders. Bei meiner ersten Fahrt habe ich ein Taxi herangewunken, dort saß noch ein Fahrgast drin. Während ich den Preis verhandele, dachte ich steigt der Fahrgast aus, aber irgendwie blieb er beharrlich auf dem Hintersitz sitzen, so daß ich mich dann einfach mal dazu gesetzt habe. Denn meine Haupttaktik ist ja immer so zu tun als wüsste man wie alles funktioniert, nur nicht anmerken lassen das man das erste Mal in der Stadt ist. Zwischendrin steigt ein weiterer Fahrgast zu, andere potenzielle Fahrgäste werden nicht akzeptiert, wie mir später bewusst wird, lag das Ziel einfach nicht auf dem Weg. Aber eins ist sicher, die managuanischen Taxifahrer besuchen keinen Small-Talk-Kurs wie in Lima, wo die wichtigen Fragen wie: "Woher kommst Du", "Kennst du Machu Pichu", "Magst Du Ceviche" abgehandelt werden? . Ehrlich gesagt reden diese fast gar nicht – ich habe mich wohl doch schon sehr an die limenischen Taxifahrer gewöhnt.

León
vollständig Santiago de los Caballeros de León. Die Stadt hat ungefähr 158.000 Einwohner und liegt unweit des Pazifischen Ozeans und ist Hauptstandort des Erdnuss- und Zuckerrohr-Anbaus. Die bis in die achtziger Jahre dominierende und unter enormen Schäden für die Umwelt angebauten Baumwolle wird nicht mehr produziert.

León ist für die Nicas ein wichtiger historischer Ort. Hier wurde 1821 die Akte über die vollständige Unabhängigkeit Nicaraguas und Costa Ricas von Spanien unterzeichnet.

León gilt als intellektuelle Metropole Nicaraguas; die Stadt war ein Zentrum der Revolutionskämpfe während der Diktatur. Während eines Besuches in León wurde der Diktator Somoza Garcia 1956 von dem jungen Dichter Rigoberto López Pérez angeschossen und erlag acht Tage später seinen Verletzungen. Seine Söhne führten leider seine Schreckensherrschaft weiter.

Leben mit Vulkanen
Ein Wochenende habe ich auf der Insel Ometepe im Nicaraguasee verbacht. Die Insel sieht aus wie eine acht und auf jeder Hälfte befindet sich ein Vulkan (Concepción und Maderas). Dies spiegelt auch der Name wieder der aus der Sprache der Azteken kommt und bedeutet ome= zwei und tepeth=hügel.

Ehrlich gesagt, war mir ein bisschen mulmig zu mute mit den Vulkanen so nah. Nach dem Erdbeben in Lima und dem Hurrikan in Nicaragua, hätte jetzt ja nur noch der Vulkanausbruch gefehlt. In Nicaragua gibt es auch noch eine Menge aktiver Vulkane und der Vulkan Concepción ist immerhin 2005 das letzte mal ausgebrochen.

Aber die einzige Unannehmlichkeit war der Schwarm an Eintagsfliegen beim Übersetzen mit dem Boot. Die Tierchen waren so massiv vertreten, das man sich ein Tuch vor die Nase halten musste um diese nicht ein zu atmen. Ich habe sehr gelacht, als ich abends meine schwarze Hose betrachtete. Offensichtlich hatte ich mich irgendwann hingesetzt und dabei ca. 200 Eintagsfliegen auf meiner Hose mal eben platt gesessen. Diese klebten nun wie einzementiert an meiner Hose.

Reibekuchen bei 30°
Und zum Abschluss gab es noch gute deutsche Hausmannskost: Reibekuchen mit Apfelmus. Äpfel sind in Nicaragua leider so teuer, das diese einzeln ausgezeichnet werden. Obwohl es ein Fruchtparadies ist – ich habe bestimmt 10 neue Früchte kennen gelernt - fehlt Äpfeln dort der Winter und müssen also eingeflogen werden. Zu dem angekündigten deutschen Essen hat mein Kollege nicht nur die Freundin des Sohnes, sonder auch noch einen Neffen eingeladen. Als ich mit meinem Kollegen im Supermarkt bin, wundert dieser sich das es kein Fleisch gibt: „Nur Kartoffeln und Äpfel?" fragt er mich mit erstauntem Gesicht. Also gut es gibt noch Lachs und Schinken, aber Würsten, Huhn oder ähnliches passt nun wirklich nicht zu Reibekuchen. Also wird bei 30 Grad Reibekuchen in der Küche gebrutzelt. Ein bisschen befremdlich ist den Nicas dieses Essen schon, aber ich finde es wie immer lecker, lecker….

Freitag, 24. August 2007

Zu Besuch bei Daniel Ortega - Präsident Nicaraguas

Dem Erdbeben und vor allem den Nachbeben bin ich inzwischen entflohen und sitze in Nicaragua - genauer in Managua. Hier ist es dunkel es ist 18.45, noch 15 Minuten und es gibt wieder Licht. Eine Energiekrise hat dazu geführt, dass Energie limitiert wird. Diese Woche gibt es von 13-17.00 Uhr keine Strom, nächste Woche von 17.00- 22.00Uhr. Mein Laptop hat glücklicherweise eine guten Aku.

19.00 Uhr, die Lichter gehen an, wie toll Energie doch ist.

Aber eigentlich wollte ich ja von meinem Besuch bei Daniel Ortega, Präsident Nicaraguas, berichten. Ortega wurde letztes Jahr am 5. November - als ich das erste Mal in Nicaragua war - zum Präsidenten gewählt. Er gehört der „Frente Sandinista de Liberación“ (Sandinistische Nationale Befreiungsfront) an.

Treffen der Lateinamerikanischen Öko-Landbau-Behörden
Anlass meines Besuches ist das erste Treffen der zuständigen Öko-Behörden aller latein- und mittelamerikanischen Länder (außer Honduras und Kolumbien sind alle anwesend), um einen Vortrag über die Änderungen der europäischen Ökoverordnung zu halten.

Die Lobbyingarbeit, der in Nicaragua vorbereitenden Institution das IICA, war sehr gut und der Landwirtschaftsminister eröffnete bereits die Veranstaltung. Abends werden wir vom nicaraguensischem Staat mit volkstümlichen Tänzen willkommen geheißen, bei einem informelle Abendessen war der Landwirtschaftsminister und mit Gattin anwendend und die Krönung war nun das Treffen mit dem Präsidenten selbst.

Das Präsidentschaftshaus
Das Präsidentschaftsshaus begrüßt seine Besucher mir einer ungewöhnlichen Wandbemalung auf den bunten Wänden steht VIVA SANDINO y CASA NACIONAL FSNL. Ich habe ein bisschen das Gefühl, es könnte auch ein Kindergarten sein. Überwältigend ist allerdings das ganze grün, ein bisschen wie ein grüner Urwald mit bunten Bildern.

Das Treffen
Auch der Besprechungsraum ist bunt: Die bunten Wände ziehen an und alle wollen sich einmal davor fotografieren lassen. Der Landwirtschaftsminister ist auch bald da, nur der Präsident lässt auf sich warten. Wir plaudern also alle mal mit dem einen, dann mit dem anderen und als der Agrarminister neben mir steht frage ich ihn nach der Bedeutung der Wandbemalung, eine Hand mit einem Auge. Er weiß es nicht und ich bin ein bisschen enttäuscht, so viele Symbole, soviel anders als bei uns um Kanzleramt und dann weiß man nicht mal seine Symbole zu erklären. Das finde ich ein bisschen schwach für soviel anders sein.

Nach eineinhalb Stunden kommt dann auch der Präsident mit Ehefrau und ein paar anderen Ministern. Aber nicht wie bei uns erscheinen diese schnellen Schrittes und es wird sofort ruhig, nein es ist eher so, als würden sie sich reinschleichen, und wenn in Managua nicht überall Bilder hängen würden, dann hätte ich ihn auch sicherlich nicht erkannt. Ortega nimmt sich dann allerdings auch anderthalb Stunden Zeit. Erst stellt sich die Gruppe vor, dann stellt er einige Fragen zum Ökolandbau und den bisherigen Verlauf des Austausches der Behörden. Diese werden von verschieden beantwortet werden. Ich werde natürlich auch aufgefordert, denn so wie die Kollegin aus Spanierin sind wir die Exoten als Europäer.

Der Präsident sieht, mit Verlaub, die ganze Zeit so aus als würde er nicht allzu viel verstehen. Seine Frau, Rosario Murillo, seine rechte Hand, hingegen ergreift zum Schluss auch das Wort und verbindet die schlechten Erfahrungen der Grüne Revolution, Verbundenheit mit der Erde und Ökolandbau gekonnt mit einander. Ja, die hat zugehört. Natürlich hat der Präsident das Schlusswort, wir haben sogar den Eindruck das ein Funke übergesprungen ist und er verspricht das Thema auch mit anderen Präsidenten auf die Liste zu setzen. Nach diversen Abschlussfotos mit dem Präsidenten - jeder will mal mit dem Präsidenten fotografiert werden, was ich ja immer etwas albern finde - gehen wir alle recht zu frieden nach Hause.

Mein Resumen
Meine Präsidentin habe ich auf jeden Fall noch nie persönlich begrüßt. Ich habe mir zwischendurch versucht vorzustellen wie so ein Besuch bei Frau Merkel aussehen würde. Protokollierter Ablauf, die Herren alle mit Anzügen und Krawatten, in einem modernen Gebäude, alles schön schlicht und auf das wesentlich reduziert.

Im Gegensatz dazu: lila-bunte Wände, alternative Kleidung, alles sehr informell. Ich habe eher den Eindruck, als würden die Hauptakteure mal Regierung spielen üben.

Aber dann kommt mir der Gedanke, dass bei uns einfach viel Blähwerk drumherum ist. Eins ist allerdings auffällig, egal ob alternativen Regierung oder nicht es gibt einen Kleider-Codex. Genauso unpassend wie die Jeans mit Freizeithemd im Kanzleramt wären, wäre hier der Anzug mit Krawatte fehl am Platze. Offensichtlich braucht jede Regierung, egal ob rechte oder linke, ob Europäer oder Latino einen Codex.

....und hier noch ein kleiner Nachtrag zur FSNL - Wikipedi sein dank :-)

Frente Sandinista de Liberación
Die FSNL hat 1979, die zuvor 43 Jahren bestehende Diktatur der Somoz-Dynastie unter gestürzte und daraufhin Nicaragua bis 1990 regierte.

Die FSLN wurde 1961 in von Carlos Fonseca als revolutionäre Bewegung in Opposition zur Diktatur der Familie von Somoza gegründet. Den Namen der Bewegung leiteten ihre Gründer von dem General des nicaraguanischen Widerstandes gegen US-Truppen Augusto César Sandino (1895-1934) ab.

Ideologisch umfasst der Sandinismus (Sandinismo) ein breites Spektrum von Meinungen, die vom revolutionären Marximus bis zur Befreiungstheologie und reformistischen Agenden einer Verbreiterung bäuerlichen Eigentums reichen.

Die sandinistische Agrareform nach sozialistischem Vorbild leitete einen Strukturwandel in der industriell betriebenen Monokulturen auf Basis von Großgrundbesitzern ein. Mit den Einkünften aus den verstaatlichten Somoza-Ländereien, auf denen weiterhin Kaffee für den Export produziert wurde, kaufte die Revolutionsregierung Getreide, dessen Anbau im Lande aus klimatischen Gründen sehr schwierig ist, um es zu subventionierten Billigpreisen an die Bevölkerung abzugeben. Damit wurde zwar in wenigen Jahren eine Selbstversorgung des Landes mit den traditionellen Grundnahrungsmmitteln erreicht und erstmalig die Versorgung aller Nicas mit erschwinglichem Brotgetreide sichergestellt.

Die Zinsen für die übernommenen Auslandsschulden konnten aus den drastisch reduzierten Exporteinnahmen nicht mehr bezahlt werden. Zur Deckung der Getreide- und Fleischimporte verschuldete der Staat sich weiter bei internationalen Kreditinstitutionen. Hinzu kamen die Kosten für den Contra-Krieg den von 1981 bis 1990 mit der USA.

Auch in dieser linken Regierungszeit wurden Menschenrechtsverletzungen bekannt. 1990 verlor die FSNL ihre Wahl und ist erst im letzten Jahr wieder als Regierung gewählt worden.

Donnerstag, 16. August 2007

Nach dem Erdbeben....

.... inzwischen ist die Anzahl der Toten auf 400-500 angestiegen, die Zahlen varieren. Der Onkel meiner Kollegen ist in der Kirche in ICA von den einstürzendem Gemäuer erschlagen wurden. Seine Frau und sein Kind sind kurz vorher, nach Ende der Messe, aus der Kirche und haben das Erdbeben ohne äußere Verletzungen überstanden.

In ICA, im Epizentrum, herscht immer noch Chaos, es gibt kein Licht und die Preise für Kerzen, sowie Buspreise haben sich in dieser Region erhöht. Die Diebe sind natürlich auch schon auf dem Vormarsch. Das ist die dunkle Seite, der Schatten, der sich zusätzlich über dieses schreckliche Ereignis legt.

Die Rolle des Fernsehens sehe ich ambivalent. Auf der einen Seite informiert das Fernsehn alle, auch mich, über das Ausmass der Katstrophe und verbindet die Menschen auf diese Weise. Aber sind 24 Stunden Reportagen, mit immer den mehr oder weniger gleichen Bildern, den weinenden Menschen die Angehörige verloren haben, den sich wiederholenden Geschichten der stärksten Erdbeben der letzten 40 Jahre wirklich 24 Stunden am Tag nötig? Und muss der Reporter die Nachrichten auch noch wie ein Marktverkäufer anbieten? Das geht mir zu weit. Die Art des Nachrichtenjournlismus hat mir hier noch nie gefallen, aber heute stösst sie mir nocheinmal besonders auf.

Die positive Seite ist, dass die Menschen miteinander reden, Verwandte die man lange nicht angerufen haben, werden kontaktiert. Egal ob der Taxifahrer, der Kellner, die Verkäuferin, der Pförtner alle fragen und reden über das Erdbeben. Die Menschen schwanken zwischen Geschichten über die wackelde Bauten, Standardfrage Nr. 1 ist: "Wo warst du als das Erdbeben... ?" aber und Angst vor einem weiteren Erdbeben.

Wir wissen alle sehr genau es hätte auch schlimmer kommen können. Aber es gibt wie immer auch eine positive Erfahrung, es ist ein tolles Gefühl, dass soviele an mich gedacht haben, mails geschickt oder sogar angerufen haben. Ihr seit Klasse! Nur weiter so!!! - bitte auch ohne Erdbeben!

Mittwoch, 15. August 2007

Erdbebeben

6.30 ich sitze im Taxi und will nach Hause. Der Taxifahrer kannte mal wieder nicht den Umweg für die Strassenkreuzung Javier Prado mit Avenida Arenales und ich habe mal wieder vergessen, dass wenn ich auf dem schnellsten Weg nach Hause will, ich für den Weg selber verantwortlich bin. Wir stehen also – ungelogen - 10 Minuten vor der Ampel bis es e n d l i c h weiter geht.

Ich höre im Radio, dass man von einem „temblor“ (Erdstössen) spricht, höre aber nicht richtig hin bis wir vor der nächsten Ampel stehen und das Auto verdächtig wackelt und mir klar wird: Ich befinde mich mitten in genau diesem „temblor“. Der Taxifahrer fragt, ob wir weiter fahren sollen, ich sehe währenddessen wie die Menschen aus den Häusern auf die Strasse laufen mir wird ein bisschen mulmig aber ich überlasse dem Taxifahrer die Entscheidung, schließlich habe ich kein Erfahrungs- Entscheidungskriterium dafür.

Als er mich ca. eine Minute später am Zielort absetzt, stehen überall Menschen, reden, telefonieren, einigen sieht man noch den Schrecken ins Gesichts geschrieben. Im Supermarkt sind einige Produkte aus den Regalen gefallen. Es kommt mir ganz unwirklich vor, der Schrecken der Menschen und meine „Gleichgültigkeit“ weil man es im Taxi, wenn es fährt tatsächlich kaum wahrnimmt.

Ich kaufe meine Liter Milch im WONG, gehe eine Straße weiter nach Hause auch hier sind ein Teil meiner Mitbewohner versammelt und es ist eigentlich das erste Mal das ich mit Ihnen ins Gespräch komme. Komisch so ein Erdbeben verbindet. Während ich hier schreibe, bebt die Erde immer noch, immer mal wieder, es ist ehrlich gesagt ein bisschen unheimlich.

Inzwischen ist es fast Mitternacht, vor einer Stunde hat mich eine peruanische Nachbarin die zwei Strassen weiter wohnt angerufen, um zu hören ob ich das Erdbeben gut überstanden habe. Auch sie hat sich erschreckt und ich bin ehrlich gesagt ganz dankbar das sie an mich gedacht hat.

Ich habe nun seit Monaten mal wieder das Fernsehen eingeschaltet, auf zwei Kanälen (von meinen 5) laufen Bilder und Reportagen über das Erdbeben. Peru ist im Ausnahmezustand und ich erfahre weiter, dass es das schwerste Erdbeben seit den letzten 40 Jahren in dieser Region ist:

  • Stärke - je nach Standort- 7.5-7.7 Skala Richter,
  • Dauer zwischen 60-120 sec.
  • Hautschwerpunkt des Erdbebens: Region ICA, ca 200 km von Lima entfernt, hier hat es auch heftige Erdstösse im Meer gegeben

DIE FOLGEN
Über 40 Tote und über 300 Verletzte.

Morgen findet kein Schulunterricht hat, die Flüge haben Verspätung, es herrscht in einigen Regionen Chaos. Der Präsident hat eine Rede übers Fernsehen ausgestrahlt und es wird ein vorübergehender Notzustand ausgerufen.

Es wird vorausgesagt, dass es in die nächsten Tage weiter Erdstösse geben wird und ich frage mich warum ich denn erst am Sonntag für einen Monat nach Nicaragua (ent-)fliehe...

Samstag, 11. August 2007

JAUJA: Eine Landschaft für van Gogh

Hier ein paar Eindrücke meiner letzten einwöchigen Urlaubsreise nach Jauja in die Sierra auf 3.410 m und ca. 250 km von Lima entfernt.

Besonders faziniert haben mich zwei Landschaften: Die Gegend um Tunanmarca mit ihrer Kulturlandschaft, einem Felder-Flickenteppich, sowie Janchiscocha eine abgelegene Bergregion auf über 4.000 m mit einer Reihe Bergseen.

TUNANMARCA

Eine offene Kulturlandschaft mit viel Weite, Braun-, Gelb- und Rottönen im Überfluss, blauer Himmel, unbestellten Feldern, umgepflügte Böden, Geruch nach abgeernteten Feldern...

Die alten Ruinen von Tunanmarca


Braune und gelbe Böden wie ein Bild von Van Gogh


JANCHISCOCHA
-DIE SIEBEN SEENLANDSCHAFT-

Eine einsame fast unberührte Landschaft, verschlossen wie die einsamen Bauern die dort Leben, ein bisschen unheimlich, metallisch rot-grün-gold...

Einsame Landschaft mit einsamen Gehöften auf unserem Weg

GESTEINE


PFLANZEN


ERDEN: LILA; LILA

So streunen wir eine Woche jeden Tag ein bisschen durch diese farbintensiven Landschaften und diese unglaubliche Weite und die Schönheit von Landschaft überwältigt mich.

Ein Wehrmutstropfen bleibt ....
Bei aller Schönheit dieser Landschaft bleibt ein Wehrmutstropfen. Das Tal durch die der Fluss Mantaro fließt, ist hochgradig durch die Minenarbeiten (Kupfer und Bleischmelzwerk) in La Oroya verseucht. Es gibt eine Studie mit Blutuntersuchungen der Kinder, die in der Region alle überhöhte Bleiwerte aufgewiesen. Die Folgen sind überhöhte Krankheitsraten wie Krebs in dieser Gegend.

Der Präsident Alan Garcia hat vor kurzem der Bevölkerung versprochen den Fluss zu renaturieren. In vier Jahren will Garcia als Beweiß durch den Fluss schwimmen. Bleibt nur zu hoffen, dass er nicht, wie 1988 der damalige Umweltminister Klaus Töpfer bei seiner Rhein-Sauber-Schwimm-Aktion, im Neoprenanzug schwimmen muss.