Sonntag, 23. September 2007

Eindrücke aus Nicaragua...

Als erstes, Nicaragua ist ein grünes Land, soviel Grüntöne hat keine Faber-Castell Palette, insbesondere nicht wenn Regenzeit ist. Die Menschen habe ich als sehr freundlich und warmherzig wahrgenommen. Gemütlich sitzen sie in ihren typischen Schaukelstühlen oder liegen ihn ihren Hängematten.

Interessant ist allerdings, dass man ein gewisses neues Sprachvokabular braucht ohne das man keine Konservation richtig versteht: Was in Lima zum Beispiel el hijo de fulano (das Kind von hinz) ist in Nicaragua el chavallo. Der Maiskolben heisst auch nicht einfach choclo sondern elote, was hier die eingebildeten reichen pitukos sind, sind dort die medio pelos usw.

Ich habe mich bei soviel Sonne pudelwohl gefühlt, ich glaube ich war Lima-Grau-Müde. Bei meiner Ankunft in Lima war dann allerdings auch schon wieder grau, nur mein Balkon versprühte pinke Farbtupfer meiner Bougaville. Aber wie immer machen die Menschen eine Stadt lebenswert, und diese haben mich mal wieder herzlich begrüßt.

Managua und Taxi fahren
Managua in nahuati bedeutet "dort wo es eine große Wasseroberfläche gibt" und bezieht sich auf die großen Seen und Lagunen der Hauptstadt, die sich etwas 20 km am Südufer des Lago Xolotlan entlangzieht. Der See ist ist 1035 km² gross und im Südosten mit dem über 6000 km² grossen Nicaraguasee verbunden, wo ich ein Wochenende auf der Insel Ometepe zugebracht habe.

Managua ist eine relativ angenehme Großstadt mit "nur" knapp 2 Mill. Einwohner auch eine relativ kleine lateinamerikanische Grossstadt. Zudem fehlen die Betonhochhäuser, die insbesondere Lima so grau und unfreundlich erscheinen lassen. Leider gibt es kein richtiges Stadtzentrum, denn Managua ist in den 70-zigern bei einem Erdbeben völlig zerstört worden. Sehr auffällig im Stadtbild ist der plakatierte Werbespruch Daniel Ortegas: "Arriba los pobres del mundo" (Die Armen der Welt nach oben), auf dem der Präsident seinen Arm in die Luft schwingt und zum "Kampf" aufruft. Ich finde die Geste sieht so undynamisch aus, dass ich das Plakat ein wenig lächerlich finde.

Interessant war mal wieder das Taxi fahren. Dies finde ich ja schon bei uns immer sehr bemerkenswert. Eigentlich habe ich nach einem Jahr Lima das Gefühl das mir beim Taxi fahren keiner was vor machen kann. Ich weiß wie ich den Preis verhandeln muss, gerne halte ich einen kleinen small talk mit den Taxistas, aber in Managua ist natürlich alles ganz anders. Bei meiner ersten Fahrt habe ich ein Taxi herangewunken, dort saß noch ein Fahrgast drin. Während ich den Preis verhandele, dachte ich steigt der Fahrgast aus, aber irgendwie blieb er beharrlich auf dem Hintersitz sitzen, so daß ich mich dann einfach mal dazu gesetzt habe. Denn meine Haupttaktik ist ja immer so zu tun als wüsste man wie alles funktioniert, nur nicht anmerken lassen das man das erste Mal in der Stadt ist. Zwischendrin steigt ein weiterer Fahrgast zu, andere potenzielle Fahrgäste werden nicht akzeptiert, wie mir später bewusst wird, lag das Ziel einfach nicht auf dem Weg. Aber eins ist sicher, die managuanischen Taxifahrer besuchen keinen Small-Talk-Kurs wie in Lima, wo die wichtigen Fragen wie: "Woher kommst Du", "Kennst du Machu Pichu", "Magst Du Ceviche" abgehandelt werden? . Ehrlich gesagt reden diese fast gar nicht – ich habe mich wohl doch schon sehr an die limenischen Taxifahrer gewöhnt.

León
vollständig Santiago de los Caballeros de León. Die Stadt hat ungefähr 158.000 Einwohner und liegt unweit des Pazifischen Ozeans und ist Hauptstandort des Erdnuss- und Zuckerrohr-Anbaus. Die bis in die achtziger Jahre dominierende und unter enormen Schäden für die Umwelt angebauten Baumwolle wird nicht mehr produziert.

León ist für die Nicas ein wichtiger historischer Ort. Hier wurde 1821 die Akte über die vollständige Unabhängigkeit Nicaraguas und Costa Ricas von Spanien unterzeichnet.

León gilt als intellektuelle Metropole Nicaraguas; die Stadt war ein Zentrum der Revolutionskämpfe während der Diktatur. Während eines Besuches in León wurde der Diktator Somoza Garcia 1956 von dem jungen Dichter Rigoberto López Pérez angeschossen und erlag acht Tage später seinen Verletzungen. Seine Söhne führten leider seine Schreckensherrschaft weiter.

Leben mit Vulkanen
Ein Wochenende habe ich auf der Insel Ometepe im Nicaraguasee verbacht. Die Insel sieht aus wie eine acht und auf jeder Hälfte befindet sich ein Vulkan (Concepción und Maderas). Dies spiegelt auch der Name wieder der aus der Sprache der Azteken kommt und bedeutet ome= zwei und tepeth=hügel.

Ehrlich gesagt, war mir ein bisschen mulmig zu mute mit den Vulkanen so nah. Nach dem Erdbeben in Lima und dem Hurrikan in Nicaragua, hätte jetzt ja nur noch der Vulkanausbruch gefehlt. In Nicaragua gibt es auch noch eine Menge aktiver Vulkane und der Vulkan Concepción ist immerhin 2005 das letzte mal ausgebrochen.

Aber die einzige Unannehmlichkeit war der Schwarm an Eintagsfliegen beim Übersetzen mit dem Boot. Die Tierchen waren so massiv vertreten, das man sich ein Tuch vor die Nase halten musste um diese nicht ein zu atmen. Ich habe sehr gelacht, als ich abends meine schwarze Hose betrachtete. Offensichtlich hatte ich mich irgendwann hingesetzt und dabei ca. 200 Eintagsfliegen auf meiner Hose mal eben platt gesessen. Diese klebten nun wie einzementiert an meiner Hose.

Reibekuchen bei 30°
Und zum Abschluss gab es noch gute deutsche Hausmannskost: Reibekuchen mit Apfelmus. Äpfel sind in Nicaragua leider so teuer, das diese einzeln ausgezeichnet werden. Obwohl es ein Fruchtparadies ist – ich habe bestimmt 10 neue Früchte kennen gelernt - fehlt Äpfeln dort der Winter und müssen also eingeflogen werden. Zu dem angekündigten deutschen Essen hat mein Kollege nicht nur die Freundin des Sohnes, sonder auch noch einen Neffen eingeladen. Als ich mit meinem Kollegen im Supermarkt bin, wundert dieser sich das es kein Fleisch gibt: „Nur Kartoffeln und Äpfel?" fragt er mich mit erstauntem Gesicht. Also gut es gibt noch Lachs und Schinken, aber Würsten, Huhn oder ähnliches passt nun wirklich nicht zu Reibekuchen. Also wird bei 30 Grad Reibekuchen in der Küche gebrutzelt. Ein bisschen befremdlich ist den Nicas dieses Essen schon, aber ich finde es wie immer lecker, lecker….

Keine Kommentare: