Donnerstag, 20. März 2008

„ Das sind ja peruanische Verhältnisse….“

…..habe ich in Deutschland beim Taxifahren ausgerufen.

Wenn man so weit weg von seinem eigenen Land, zudem in einer fremden Kultur verweilt, kommt man gelegentlich schon zu der Ansicht das in Deutschland alles besser funktioniert. In Deutschland angelangt konnte ich mich allerdings dann vom Gegenteil überzeugen bzw. meine leicht verklärte Vorstellung mal wieder etwas zurecht rücken.

Während in Lima Taxi fahren zu meinen alltäglichen Gewohnheiten gehört, da das Taxi fahren immer noch billiger ist als bei uns eine Busfahrt, ist Taxi fahren natürlich in Deutschland purer Luxus und wird nur in besonderen Fällen genutzt. Die Strecke die ich fast täglich für ca. 1,80 EUR zurücklege würde mich in Deutschland locker 20 EUR kosten. Allerdings muss man auch bei der Ausstattung des Autos einige Abstriche machen. Alles was irgendwie noch fährt kann sich hier als Taxi bezeichnen. Und es gibt bestimmte Regeln die man einhalten sollte.

Regel Nr. 1 Der Fahrgast ist für den Weg verantwortlich. Man sollte also nie in ein Taxi steigen ohne nicht einen „Punto de Referencia“ zu haben, wo man eigentlich hin möchte. Das ist als Neueinsteiger in einer Stand natürlich schwer, aber inzwischen habe ich mich daran gewöhnt.

Regel Nr. 2 Der Fahrgast hat Kleingeld zu haben oder muss einen Umweg zum wechseln ohne murren in Kauf nehmen. Definitiv besteht kein Recht darauf dass der Taxifahrer auch nur einen einzigen Sol bei sich hat. Also selbst wenn man mit 10 Soles seinen Weg von 5 zahlen möchte, kann das schon mal unmöglich sein.

Und in Deutschland?
Da ist natürlich alles anders, habe ich mir gedacht.

BIO FACH, Nürnberg. Ich nehme abends – nach einem super langen Tag – ein Taxi. Und ich kann es kaum glauben: Der Taxifahrer weiß den Weg nicht. Ich kann nur lachen und sage „Das sind ja peruanische Verhältnisse“. Immerhin gibt es in diesem Taxi ein GPS, das er nach etwas Überzeugungsarbeit auch an macht, denn ich kenne den Weg auch nicht. Ich erkläre dem Fahrer das ich in Peru mit dem Taxifahrer immer einen Festpreis vor der Fahrt verhandele, da ist es mir – außer wenn ich es eilig habe – eigentlich egal ob er den direkten Weg fährt oder einen Umweg, nur in einem deutschen Taxi würde ich schon ganz gerne schnellstmöglich zum Ziel kommen, läuft doch der Taximeter doch bei jedem Meter und jede Minute weiter.

5 Tage später - letzter Tag der BIO FACH, wir – ich und meinen drei peruanischen Kollegen - reisen mit Sack und Pack wieder ab. Das Taxi kommt an und das erste was die Taxifahrerin sagt: „ Ich habe kein Wechselgeld. Ich kann nur mit 20 EUR rausgeben, wenn Sie kein Kleingeld haben muss ich ein anderes Taxi rufen“. Ich muss wieder lachen, übersetze meinen Kollegen was mich so erheitert und muss auch hier ausrufen: „Das sind ja peruanische Verhältnisse“. Aber was mich am meisten erheitert ist die Servicetreue der deutschen Taxifahrerin, wenn sie kein Kleingeld hat sagt man das vorher und bietet ein neues Taxi an. Das wäre einem peruanischen Taxifahrer nie eingefallen und wenn es 10 Minuten mehr kostet um irgendwo Geld zu wechseln, eine Einnahmequelle lehnt man doch nicht ab? Dafür wird sich auf dem Weg schon eine Lösung finden. Und eigentlich ist es ja auch immer so.

Es gibt für alles eine Lösung nur der Deutsche will sie vorher dem Peruaner reicht es auch unterwegs…

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