Samstag, 1. März 2008

Zwischen den Welten

Ankunft Frankfurt, Deutschland
08. Februar 2008
Nach 24 Stunden Reisezeit endlich angekommen, endlich nach zwei Nachtflügen. Endlich angekommen in meinem Land! Jetzt noch durch die Migration, ich kann mich an der kurzen Schlage für EU-Bürger anstellen, der Beamte guckt nur einmal kurz in den Pass und winkt mich durch. Und schon fange ich an Deutschland mit Peru zu vergleichen: In Peru in der Migration habe ich jedes Mal das unbestimmte Gefühl ich habe ein Formular vergessen und gleich geht die Diskussion um irgendeine Lappalie los.

Weiter geht`s, das Gepäck kommt nach ein bisschen warten. Auf dem Weg zum Fernbahnhof fragt mich eine junge Frau die Kreditkarten verkaufen möchte: „Wohnen Sie in Deutschland?“ Völlig übermüdet kann ich dies mit gutem Gewissen und ein wenig Stolz verneinen, denn mein Wohnsitz ist derzeit Peru und so werde ich auch nicht weiter mit Kreditkarten belästigt. Welch Glück.

Der Zug kommt pünktlich und jemand hilft mir auf Nachfrage mit dem Gepäck welches aus einem Koffer und einer nicht ganz leichten Alukiste besteht. Aus dem ICE betrachte ich die Felder die noch mit Raureif bedeckt sind auch wenn noch alles kahl ist, glitzert es im morgentlichen Sonnenlicht. Ich komme an einem Sonnentag an. Es ist schön anzukommen, alles zu vertraut, so leicht. Am Flughafen und auch in der Bahn habe ich mir vorgestellt wie meine Kollegen wohl Deutschland wahrnehmen wenn sie in einer Woche ankommen. Dieser riesige Flughafen in Frankfurt, der ICE, die Landschaft, die Ruhe auf den Bahnhöfen, die lautlose Bahn, die deutschen die lautlos in die Bahn einsteigen, lauter Geschäftsleute im Anzug die telefonieren – fühlt sich an wie Leben im Wattebausch, alles ein bisschen gedämpft. Und in Peru? Fährt man Bis und wird mit allerlei Arten von Filmen zugemüllt - inhaltlich und geräuschmässig. Keiner beschwert sich über die Lautstärke, keiner schreitet ein wenn die Filme gewalttätig sind und Kinder mit im Bus sitzen. Das empfinde ich so häufig als phlegmatische. Dieses hinnehmen, sich für nichts einsetzten, sich seinem Schicksal hingeben spiegelt sich leider auch in einem Grossteil der Gesellschaft wieder.

Die nächsten zwei Wochen besuche ich Hinz und Hunz, "Pisco Sour" (Nationalgetränk der Peruaner bestehend aus einem Grappa dem eingentlichen Pisco, Limettensaft, Zucker und Eiweiss) mit original peruanischen Zutaten werden getrunken mir werden stolz neu erworbene Häuser, Eigentumswohnungen und Büros sowie Familienzuwächse Kinder und Hunde vorgestellt. Ich sitze im Februar im Biergarten bei fantastischem Sonnenschein, fahre Fahrrad am Rhein entlang, welch großes Glück. Frühlingsgefühl. Glück, Glück. Fahrrad fahren macht glücklich!!!!!!!!!!!!! Die BIO FACH dann noch im Schnelldurchlauf und schon geht es wieder zurück. Am letzten Abend sitzen wir in der Küche und wir fragen uns ob es wahr ist, dass ich morgen früh schon fahre oder ob ich nicht gerade erst angekommen bin? Es ist wie am ersten Tag wir essen gemeinsam und klönen nur das sich in der Zwischenzeit schon wieder fast ein ganzer Monat einfach mal so eben gelebt hat mit begrüßen, verabschieden, ankommen, wegfahren, begegnen, umarmen, los lassen, lachen, reisen, Gesprächen und arbeiten.

Ankunft Lima, Perú
01. März 2008

Nach 24 Stunden-Rückreise komme ich um 2.30 morgens aus dem Flughafen in Lima: 20 Grad, Sommerlüftchen, eine Taxifahrt am Meer entlang nach Hause, Dusche, Bett, schlafen. Morgens aufstehen, Sachen auspacken, 2kg Schokolade im Kühlschrank verstauen, Brötchen holen, das Veedel begrüßt mich hier und da mit einem „Hola señorita, wir dachten schon sie kommen gar nicht wieder, wir haben ihr lachen vermisst“, mit den beiden Praktikantinnen die meine Wohnung gehütet haben erstmal Frühstücken, auf dem Bio-Markt einkaufen, Spaziergang am Meer, Ceviche essen… so rinnt der Tag dahin und es fühlt sich ganz normal an, kein bisschen fremd. Das Leben zwischen den Welten, zwischen den Kulturen macht immer noch Spaß, immer wieder, immer mehr.

Keine Kommentare: