Mittwoch, 8. April 2009

Und es wurde Recht gesprochen

Dienstag 07.04.2009, 9.00. Unser ganzes Büro sitzt gespannt vor dem Fernseher. Drei Stunden lang haben wir der Urteilsverkündigung des Ex-Präsidenten Fujimori zugehört.

Der frühere Staatschef (Amtszeit 1990-2000) wurde in einem Mordprozess in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen und zu 25 Jahren Haft verurteilt. Das Gericht, das 16 Monate lang verhandelte, hat Fujimori einstimmig für folgende Taten zur Rechenschaft gezogen:
  • Die Entführung eines Journalisten und eines Unternehmers. Beide wurden vom Geheimdienst festgehalten und gefoltert.
  • Die Ermordung von 15 Menschen während einer Feier im Jahr 1991 als mutmaßliche Terrorristen.
  • Die Ermordung oppositioneller Studenten und Professoren im Jahr 1992.
Nichts desto trotz spaltet Fujimori das Land. Zahlreiche „Fujimoristas“ haben gestern gegen das Urteil demonstriert, an der Spitze seine Tochter Keiko Fujimori die sich 2011 als Präsidentin zur Wahl stellen wird.

Die Einen sagen Fujimori hat uns den Frieden gebracht, da er den Anführer des Sendero Luminoso Abimael Guzmán gefangen genommen, sowie die Hyperinflation aus der ersten Amtszeit Alan Garcias bekämpft hat. Außerdem hat er vor allem Schulen und Straßen in abgelegenen Regionen gebaut. Die Anderen sagen er ist ein Diktator, er entließ ihm missgünstige Richter, verfolgte kritische Journalisten, sterilisierte Frauen in den Anden zur Regulation der Nachkommenschaft ohne ihr Wissen und war im höchsten Maße korrupt.

Hat Fujimori eine Chance mit der angekündigten Berufung? Und wie lange wird er wirklich sitzen? Tatsächlich 25 Jahre? Was passiert wenn seine Tochter 2011 Präsidentin wird? Was passiert wenn Fujimori Alan Garcia, den jetzigen Präsidenten, mit seinem Wissen über die Taten Garcias während der Zeit des "Leuchtenden Pfandes" (der Zeit der ersten Präsidentschaft Garcias), unter Druck setzt?

All das wird diskutiert. Und es ist sicher, dass noch mehr Prozesse folgen werden, denn Fujimori wird Berufung einlegen und es stehen zwei weitere neue Prozeße wegen Korruption aus. Wichtig ist zunächst das Urteil als historisches Ereignis. Die Angehörigen der ermordeten haben mit dem Urteil auch das erste Mal bestätigt bekommen, dass die Opfer keine Terroristen waren. Sie haben das erste Mal das Gefühl es ist Recht gesprochen worden. Dafür haben sie 17 Jahre gekämpft und haben nicht nur für sich und die Opfer Recht erkämpft, sondern auch das Recht auf Demokratie für die peruanischen Gesellschaft.

Und auch das wir dies im Büro zum Anlaß nehmen gemeinsam Ceviche zu essen, ist ein Zeichen dafür, dass dies ein ganz besonderer Tag für die Peruaner ist. Viva la democracia!

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