Donnerstag, 15. November 2007

Seminar mit Überraschungen...

Was macht man wenn man in die Provinz fährt um einen Workshop zum Thema „Gute fachliche Praxis“ zu halten und anstatt der erwarteten 30 Multiplikatorer, einfachen Bauen (zwar sogenannte Leader ihrer Organizationen), aber man sofort weiß, dass die ganzen Power Point Vorträge viel zu schwierig zu verstehen sind?

Man improvisiert und darin sind die Peruaner Meister.

Den ersten Tag haben wir mehr oder weniger das gemacht wie es geplant war aber abends haben wir uns dann das Hirn zermatert wie wir den Vortrag, der 226 Punkte der Globalgap Norm resümiert an diese Zielgruppe weiter geben können. Selbst unsere Arbeitsaufgabe ein Internes Kontrollsystem in einer Gruppe zu entwickeln schien uns zu hoch.

Grübel, Grübel. Zum Schluss haben wir uns dazu entschieden die Vorträge zwar zu halten, aber jeweils zwei, drei Teilnehmer damit beauftragt bei einem Thema besonders gut aufzupassen und dieses nachher mit eigenen Worten zu resümieren und mit einer Karteikarte an eine große Pinnwand zu heften. So wuchs im Laufe des Tages ein Bild der einzelnen Kriterien. Und manchmal waren wir überrascht wie gut sie die Dinge resümiert haben. Und so langsam habe ich das Gefühl das meine peruanischen Kollegen auch Karteikarten ganz gerne benutzen.

Aus der späteren Gruppenarbeit haben wir dann ein Theaterstück in drei Akten gemacht.

Erster Akt: Interne Inspektion - innerhalb der Kooperative
Der interne Inspektor inspektioniert Bauern ausgerechnet bei seinem Freund Leo findet er DDT und sein Kompost direkt neben seinem Gemüse. Die beiden entschließen sich die Sache zu vertuschen und der Interne Inspektor fälscht den Inspektionsbericht. Der Auditor bestätigt den Bericht.

Zweiter Akt: Externe Inspektion durch eine Zertifizierungsstelle
Der externe Inspektor kommt zur Inspektion. Da er bei einem funktionierenden internen Kontrollsystem nur eine Stichprobe nimmt, inspiziert er der 50 Bauern, 8 aber davon nicht Leo. Auch hier fliegt der Fehler nicht auf weil der interne Inspektionsbericht gefälscht ist.

Dritter Akt: Reklamation des Produktes
Die Produkte werden nach Europa verkauft und siehe da der Importeur zieht Proben und in einer Charge findet er Escherichia Coli und DDT. Jetzt fliegt das Ganze auf. Dank einem Rückverfolgbarkeitssystem kommen nur 15 Bauern in Frage und bei einer zweiten Visite ist der Schuldige schnell gefunden. Der Importeur schickt das Produkt zurück, natürlich auf Kosten der Kooperative.

Auch hier haben Lügen kurze Beine, den Fehler büßt die ganze Kooperative. Außerdem kann man die Sinnhaftigkeit von Rüchkverfolgbarkeit erklären, sowie die Rolle vom internen und externen Inspektor.

Ich hätte mich ja ehrlich gesagt nicht getraut, dass einfach mal auszuprobieren ohne eine ordentlich Rollenbeschreibung anzufertigen, aber mein peruanischer Kollege ist da deutlich gelassener. Die Peruaner haben natürlich jede Szene sehr ausführlich gespielt was man mit einer genaueren Rollenbeschreibung hätte vermieden werden können, aber insgesamt ist uns das sehr gut geglückt und ich denke für das nächste mal können wir das ja noch ausbauen.


Und was man sonst noch zu einem peruanischen Wokshop wissen muss...
Das wichtigste an diesen Seminaren ist die Verteilung der Zertifikate und zwar ganz formell mit Handschlag, Küsschen und Foto!! Ein graus jedes Mal wieder für mich weil ich als gringa dann meist für die Zertifikatsübergabe herhalten muss.

Auch die nicht endenden Redebeiträge ohne Sinn und Zweck, nicht das es die bei uns nicht auch geben würde aber in Peru gleicht das manchmal schon einer Persiflage. Einen Peruaner kann man ohne Vorbereitung auf eine Bühne stellen und er wird ohne Probleme eine Stunden einen Vortrag halten ob zu dem gewünschtem Thema ist eine andere Frage.

Und dann sind da zum Schluss noch die Lobeshymnen, wie wertvoll dieser Workshop war, das jetzt alle die Verpflichtung haben diesen zu replizieren, Glückwünsche an die Organisatoren, Vorträger, Teilnehmer und und und… Ich bin immer überrascht über diese Wortverpackungshülsen und es fällt mir immer schwer da mit zu halten. Aber allen in allem bin ich ganz zufrieden mit diesem Workshop der ganz anderen Art...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Wer den Kurs hält, der muss auch die Zertifikate und Küsschen überreichen. Gab's denn wenigstens ein Geschenk zurück von den Kursteilnehmern? So ist das hier nämlich üblich.
Jana :-)